Bäckereien sind unter Druck: Getreide wird teurer, andere Rohstoffe auch. Damit werden auch die Verbraucherpreise steigen. Teilweise gehen Experten davon aus, dass Brötchen bald über einen Euro kosten könnten. Foto: Couleur /pixabay.com
- Brot und Brötchen werden teurer - Preise von 1 Euro pro Brötchen befürchtet
- Getreidepreise steigen massiv - Ernteausfälle und Spekulation
- Energie- und Lohnkosten belasten Bäckereien
Kosten Brötchen bald über einen Euro? Das behaupten zumindest verschiedene Medien, beispielsweise bei Focus online oder der BZ. Demnach habe der Inflationsschock mittlerweile auch die Bäckereien erreicht. Hintergrund seien steigende Weizenpreise - doch ganz so einfach ist es nicht.
Klimawandel, Spritpreise, gestiegene Löhne und Spekulation
Tatsächlich steigt der Weizenpreis seit Monaten steil an. Am europäischen Terminmarkt wird die Tonne Weizen derzeit für stabil über 250 Euro gehandelt - selbst im von Dürren geprägten Jahr 2018 stieg der Preis von Weizen nur selten über 200 Euro pro Tonne. Hintergrund sind schlechte Ernten - beispielsweise in Frankreich und Deutschland. Auch in Bayern ging der Bauernverband Ende September davon aus, dass die Getreideernte knapp 6 Prozent niedriger ausfallen würde, als im vergangenen Jahr. Der verregnete Sommer hatte Erntemenge und Qualität des Getreides reduziert. Doch reale Ernteausfälle sind nur ein Aspekt der gestiegenen Preise - hinzukommt der Einfluss von institutionellen Anlegern, die auf steigende Preise an den Terminbörsen spekulieren.
Neben Getreide wurden auch andere notwendige Rohstoffe wie Eier, Fett, Milch oder Zucker teurer. Zwischen 25 und 40 Prozent machen die Preissteigerungen laut Statistiken aus.
Ein weiterer Aspekt der steigenden Brot- und Brötchenpreise sind die Herstellungskosten. Bäckereien sind energieintensive Betriebe. Brot und Brötchen müssen gebacken werden - und der Preis für Energie ist im letzten Jahr explodiert. Allerdings: Besonders der Heizölpreis stieg im vergangenen Jahr massiv an (57,3 Prozent). Zwar stieg auch der Strompreis, aber weniger stark als Gas- und Ölpreise. Durch steigende Spritpreise wurde zudem der Transport deutlich teurer.
Bäcker müssen mit "schmerzhaften" Preiserhöhungen reagieren
Da viele Bäcker unter Personalmangel leiden und Beschäftigte wegen der Inflation mehr Gehalt verlangen, steigen zudem auch die Lohnkosten stark an. "Es ist die Summe der Kostensteigerungen auf breiter Front und in fast allen Bereichen, die droht, sich erdrückend auszuwirken", sagte Experte Ralf Jürgen Keller gegenüber der Allgemeinen Bäcker Zeitung. Sein Kollege Thomas Backenstos sieht im "schmerzhaften Raufsetzen" der Verkaufspreise von Brot und Brötchen die einzige Möglichkeit für Bäckereien, dem Kostendruck zu begegnen.
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Es gibt also mehrere Aspekte, die zu einem deutlichen Preisanstieg bei Bäckereien führen könnten. Ob Brötchen in naher Zukunft tatsächlich über einen Euro kosten werden, ist zumindest ungewiss. Immerhin wäre dies ungefähr eine Verdopplung des Verkaufspreises. Wahrscheinlicher sind Steigerungen um einige Cent und ein stufenweiser Anstieg. Denn Bäckereien stehen nicht nur untereinander in Konkurrenz - sie müssen sich auch gegen die Konkurrenz von Supermärkten und Discountern erwehren. Die machen Preissteigerungen aber selten einfach mit. Vielmehr zeigt die Vergangenheit, dass die großen Lebensmittelhändler ihre Marktmacht dazu nutzen, die gestiegenen Preise auf die Erzeuger abzuwälzen, statt Kunden durch zu stark gestiegene Verbraucherpreise zu verschrecken.
Steigende Energiekosten und Rohstoffpreise seien Ursprung des Übels
Natürlich hängt die Gilde die Preisanhebung nicht an die große Glocke. Krimphove: „Ich weiß schon, was dann da steht: Der Biss ins Brötchen wird teurer.“ Der Obermeister macht für die Preisanhebung unter anderem die in den vergangenen 14 bis 15 Monaten erheblich gestiegenen Rohstoffpreise verantwortlich. Auch die Energiekosten spielten eine Rolle, ebenso die Personalkosten.
In Münster, so Krimphove, sei bei den meisten Bäckern die Preisrunde schon durch. Viele hätten erhöht. Auch das Unternehmen „Der gute Bäcker“, läutete die neue Preisschiene ein. Bis zu 34 Cent zahlen die Kunden heute für ein einfaches Brötchen.
Unbewusstsein bei Verbrauchern
Trotz der gestiegenen Preise zeigten die Verbraucher aber Verständnis, so der Obermeister, der feststellt, dass sich der Kunde zunehmend regionale Produkte wünsche. „Wir als Handwerksbetriebe arbeiten zum großen Teil mit regionalen Vermarktern“, wirbt Krimphove für die Gilde.
Verbraucher reagieren unterschiedlich auf die Brötchenpreispolitik. „Ich finde, das ist nicht mehr gerechtfertigt“, sagt Doris Kortmann. „Dann verzichte ich lieber auf das Brötchen.“ Ihre Schätzungen für ein normales Brötchen bewegen sich zwischen 30 und 32 Cent. Filipe Carvalho Garzia kann die Frage nach dem aktuellen Preis spontan nicht beantworten. „Ich habe keine Ahnung“, bekennt der junge Mann. Elisabeth Frisch dagegen kennt sich aus: 30 Cent. Und die Neumünsteranerin und ihr Mann kaufen längst nicht bei jedem Bäcker ein. Gezielt steuert das Ehepaar für Brötchen ein bestimmtes Geschäft an. Im Gegensatz zu Elisabeth Frisch kennen aber die wenigsten Verbraucher die genauen Brötchenpreise.