Was wäre die DM heute wert

Erinnern Sie sich noch an das Gefühl, als sie die ersten Euro-Münzen und Scheine in den Händen hielten? Kaum zu glauben, dass das schon 20 Jahre her ist. Am 01. Januar 2002, um genau zu sein, erfolgte die Bargeldumstellung. Über 300 Millionen Einwohner in Europa hatten ab sofort eine neue Währung. Und mit dem Euro kamen die Zweifler der ersten Stunde. Seitdem werden mit, aber auch gegen den Euro ganze Wahlprogramme gefüllt. „Raus aus dem Euro!“ und „Weg mit dem Teuro!“ lauten die schmissigen Parolen. Aber wäre die Rückkehr zur D-Mark vernünftig?

These 1: Das Vertrauen in den Euro ist auf dem Tiefstand These 2: Der Euro ist der Teuro These 3: Der Euro ist eine Zwangswährung These 4: Der Euro hat zur Schuldenkrise geführt These 5: Die Sehnsucht nach der D-Mark Kaputtsparen mal anders Die politische Dimension Fazit

Früher war alles besser. Tatsächlich?

Die Deutsche Mark ist ein Mythos. Und wie das mit Mythen so ist, sind diese nicht objektiv. Wir ticken als Menschen einfach so. Und es existieren wissenschaftliche Studien darüber, dass wir zur Nostalgie neigen. Diese mag für uns persönlich eine wichtige Funktion haben: Nämlich, dass wir mit einem wohlwollenden Blick auf die Vergangenheit gestärkt in die Zukunft schauen können.

Doch das bedeutet auch, dass wir unsere Erinnerung aus teils zusammenhangslosen Einzelereignissen zu einem für uns stimmigen Ganzen verknüpfen. Wir erschaffen sozusagen unsere eigene Biografie, in der wir die Hauptrolle spielen. Mit der D-Mark könnte es sich ähnlich verhalten. Schließlich war sie für viele von uns lange Zeit eine treue Begleiterin. Und wie das so mit Geliebten ist, denken wir sehnsüchtig an die positiven Erlebnisse. Die negativen blenden wir aus.

Alter Wein…

Viele Deutsche haben die D-Mark als starke Währung in Erinnerung, als eine nationale Konstante, die sich auf dem internationalen Markt hervorragend behauptete. Allerdings haben sich die Wechselkurse der Mark höchst schwankend verhalten. 1985 etwa bekam man noch 2,94 US-Dollar für eine D-Mark. 1989 waren es dann nur noch $ 1,88 und 1998, zur herannahenden Ablösung durch den Euro, lediglich $ 1,76. Natürlich sind die Ursachen hierfür komplex. Aber genau darum geht es ja. Die D-Mark war nicht die über Jahrzehnte bärenstark auftretende Währung. Ihr Wert sank von der Einführung an insgesamt um ein Drittel.

Dennoch hatte die D-Mark ganze PR-Arbeit geleistet. In vielen Ländern, darunter Tschechien, Polen, Kroatien und in den Balkanstaaten erschien die Währung aus Germany so wertvoll, dass sie von der Bevölkerung gebunkert wurde (soweit das möglich war). Könnte das wieder der Fall werden? Könnte die D-Mark ein Comeback feiern? Da scheiden sich die Geister und erst recht die Ökonomen.

Schauen wir uns die fünf beliebtesten Argumente gegen den Euro an. Oder sollten wir sagen Irrtümer? Nun, diese Einschätzung bleibt ganz Ihnen überlassen.

These 1: Das Vertrauen in den Euro ist auf dem Tiefstand

Die Schuldenkrise in Europa und die damit verbundenen staatlichen Rettungspakete haben bei vielen Menschen das Vertrauen in die transnationale Währung schwinden lassen. Bürger, auch hierzulande, empfinden es als Zwang aus Brüssel, eine europaweite Währung anstelle nationaler Scheine und Münze verwenden zu müssen. Dieser Unmut wird zum einen unbewusst, zum anderen aber auch ganz gezielt durch populistische Parteien auf die Währung gelenkt. Ganz von der Hand zu weisen ist diese Argumentation allerdings nicht. So wird der Euro von Wirtschaftsexperten tatsächlich für die starke Diskrepanz zwischen südeuropäischen Ländern (Spanien, Italien, Portugal, Griechenland) und vom Euro extrem profitierenden Ländern (Österreich, Deutschland, Finnland) verantwortlich gemacht.

These 2: Der Euro ist der Teuro

Seitdem der Euro eingeführt wurde, sind Produkte und Dienstleistungen im Schnitt teurer geworden. Besonders hart hat es die südeuropäischen Länder getroffen. Ursächlich hierfür werden häufig die verteuerten Exporte durch rasant ansteigende Löhne gesehen, die wiederum am plötzlichen Wegfall der Währungsunterschiede festgemacht werden. Problematisch war, dass sich dieser plötzliche Wertanstieg nicht in einer verbesserten Produktivität niederschlug. Die Folge: Produkte wurden teurer, ohne dass deren Qualität die höheren Preise rechtfertigte.

Dass hingegen bereits in den 1990ern die durchschnittlichen Verbraucherpreise stiegen, wird in diesem Zusammenhang gern verschwiegen. Natürlich dürfen gravierende Veränderungen wie die Nachwendezeit nicht außer Acht gelassen werden. Und da sind wir schon beim Kern des Problems: Preisanstiege sind immer das Ergebnis eines Wechselspiels zahlreicher politischer, ökonomischer und gesellschaftlicher Faktoren. Eine Währungsumstellung allein dafür verantwortlich zu machen, wäre zu eindimensional.

These 3: Der Euro ist eine Zwangswährung

Das kann man auch umgekehrt sehen: Der Euro bestärkt in seiner symbolischen Verbreitung die Einheit Europas. Er sorgt dafür, dass Sprachbarrieren und geografische Distanzen verringert werden. Anders als die USA ist Europa ein loser Staatenverbund von höchst unterschiedlichen Nationen. Der Euro wirkt da wie das Bindeglied, sowohl geopolitisch, als auch auf nationaler Ebene.

Kurzum: Der Euro erleichtert den Handel unter den Nationen und tritt als starke Gesamtwährung auf, oder wie es Daniela Schwarzer von der Stiftung Wissenschaft und Politik zur Welt sagte:

„Die EU ist in einer Phase, in der sich schrittweise eine europäische Identität herausbildet – der Euro gehört da ganz natürlich dazu.“

These 4: Der Euro hat zur Schuldenkrise geführt

Verantwortlich für das wirtschaftliche Scheitern vieler Länder war eine Vielzahl unterschiedlicher Faktoren, deren Gewichtung heftig umstritten ist. Bereits vor der Einführung des Euro haben sich jedoch unheilvolle Entwicklungen abgezeichnet. So hatte Griechenland falsche Bilanzen geliefert und wurde dennoch in die Währungsunion aufgenommen. Doch auch in dieser Geschichte finden sich Ungereimtheiten. Das volle Ausmaß der Schummelei wurde 2004 bekannt, doch bereits 2000, vor dem Beitritt Griechenlands, soll das Statistische Amt der Europäischen Union (EUROSTAT) ungenau geprüft haben.

Die Ursachen für die massive Verschuldung und die Folgen für Europa liegen also in wirtschaftlichen und politischen Bereichen und nicht zuletzt im Versagen von Behörden. Dazu eine makroökonomische Krise, der Finanzkollaps 2007 und massive Staatsverschuldungen: Die Liste an Einflüssen ist lang und erschwert eine klare Ursachenforschung. Diesen Umstand machen sich Populisten zunutze und behaupten, mit Austritten besonders krisengeschüttelter Länder (Grexit) würde sich die Lage verbessern. Dies könnte jedoch weitaus schlimmere Folgen haben als erwartet: plötzliche Armut, Bürgerproteste bis hin zu gewaltsamen Eskalationen – will Europa das?

These 5: Mit der Rückkehr der D-Mark bekommen wir auch die Strukturen von damals zurück

Würde Deutschland aus dem Euro austreten, wäre dies zugleich ein außenpolitisches Statement, dem eine antideutsche Stimmung folgen könnte. Deutschland würde damit das Projekt EU im Gesamten, und nicht nur die Währung als gescheitert betrachten. Vielleicht würden andere Länder sich anschließen.

Nichtsdestotrotz zeigen Umfragen, dass 30 bis 50 % der Deutschen Sehnsucht nach der D-Mark hat. Auch heute noch rechnen insbesondere ältere Leute die Preise in die alte Währung um. Getreu dem Motto: Du kriegst die Mark aus dem Portemonnaie, aber nicht aus den Köpfen. Zugleich sind die Hälfte der Befragten der Überzeugung, dass Deutschland von der Einführung des Euro profitiert habe. Wie passt dieses widersprüchliche Bild zusammen?

Noch skurriler wird es, wenn große Handelsketten die D-Mark kurzzeitig wieder als Zahlungsmittel annehmen. Nach wie vor sind gewaltige Summen der alten Währung im Umlauf. Wie ein Gespenst geistert die Mark durch die Bundesrepublik – in Wahlprogrammen, Talkshows und eben auch als harte Münze in Opas Sparschwein. Sollte Deutschland also tatsächlich wieder zur Mark zurückkehren, so wäre immerhin noch altes Bargeld vorhanden.

Kaputtsparen mal anders

Natürlich ist die Kritik am Euro nicht vollkommen unberechtigt, im Gegenteil: Die meisten Experten sehen z.B. in der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) einen herben Verlust für Sparer heranrollen. Um konkret zu sein: Allein an Zinseinnahmen entgehen den Bürgern um die 15 Milliarden Euro. Das sind im Übrigen rund 29 Milliarden D-Mark.

Und auch die Rettungsschirme müssen finanziert werden. Hier haftet der Steuerzahler ganz massiv und zwar nicht für nationales Versagen, auf das er mit seiner politischen Stimme zumindest einen begrenzten Einfluss hat, sondern für Staaten außerhalb Deutschlands. Mitgehangen, mitgefangen sozusagen. Der Grünen-Politiker Sven Giegold ist daher der Meinung:

„Die EU und insbesondere die Euro-Zone brauchen eine demokratische Erneuerung. Wirtschaftsmächtige Sonderinteressen und Lobby-Methoden müssen beschränkt und die europäische Zivilgesellschaft sowie das Europaparlament gestärkt werden. Die Europäische Kommission muss zu einer Europäischen Regierung werden, deren Mitglieder nicht mehr von den Mitgliedsländern ernannt, sondern aus europäischen Wahlen hervorgehen.“

Der ehemalige stellvertretende Vorsitzende der CSU, Peter Gauweiler, meint hingegen im selben Beitrag:

„Die Geschichte der gemeinsamen Währung und des Versuchs, sie zu retten, ist eine Geschichte des Rechtsbruchs. Die Regeln des für die Währungsunion maßgeblichen Maastricht-Vertrags wurden von Anfang an verletzt, und die Rettungsmaßnahmen selbst waren ungesetzlich.“

Die politische Dimension

Die Stimmung ist aufgeheizt und ein Schuldiger scheint gefunden: Der Euro, die verteufelte Währung, die uns noch ins Unglück stürzen wird, wenn wir sie nicht rechtzeitig abschaffen. Aber ist das tatsächlich der richtige Weg? Kann der damit verbundene Nationalismus die Antwort auf eine globalisierte Welt sein, in der die Weltmächte China, USA und Russland agieren?

Die Regierungen versuchen, die Menschen zu beruhigen, indem sie auf die Rückzahlungspflicht der Rettungsschirme verweisen. Doch ist das realistisch? Wie soll ein Land wie Griechenland, dessen Wirtschaft vor wenigen Jahren noch am Boden war, Hunderte Milliarden Euro zurückzahlen? Vielfach wird ein Schuldenschnitt gefordert, um diese abstrusen Forderungen, die Griechenland ohnehin nicht erfüllen kann, zu lockern.

In diesem Zusammenhang wird der Grexit auch als Zugewinn für Griechenland betont: Exporte würden durch eine Abwertung billiger und die Preislage insgesamt günstiger, was wiederum für Touristen attraktiv wäre. Genau diese Abwertung sehen Grexit-Ablehner jedoch kritisch. Ihrer Ansicht nach würde diese derart stark und abrupt verlaufen, dass das griechische Volk mit einem Schlag in die Armut katapultiert werden würde. Die Folgen wären demnach massive Spannungen und im schlimmsten Falle Bürgerkrieg.

Fazit

Die Debatte ist verzwickt. Selbst Ökonomen sind sich uneins darüber, ob eine Rückkehr zur D-Mark sinnvoll wäre. Doch eines ist klar: Tritt Deutschland als führende Wirtschaftsnation aus dem Euro aus, ist das ein Statement an die ganze Welt, nämlich: Die Europäische Union ist gescheitert, Europa ist nicht handlungsfähig. Die Folgen sind unkalkulierbar. Wenn die EU als Gesamtes zusammenbricht, so würde das höchstwahrscheinlich auch der deutschen Wirtschaft auf kurz oder lang schaden.

Wie viel ist 1 DM heute wert?

DM in Euro Umrechnung zum Wechselkurs 1,95583 – DM Euro Rechner und Tabelle.

Wie stark wäre die Deutsche Mark heute?

Ebenfalls knapp 50 Prozent rechnen Euro-Beträge nach wie vor in D-Mark um. Und, die stärkste der drei Zahlen, etwa 40 Prozent der Deutschen wünschen sich die Deutsche Mark zurück. Die Mark ist für viele weit mehr als eine ausrangierte Währung, die am 21. Juni vor genau 70 Jahren eingeführt wurde.

Was wäre wenn wir die DM noch hätten?

20 Jahre Euro "Mit der D-Mark hätten wir höhere Inflationsraten gehabt" Mehr als zwei Drittel der Deutschen sind laut einer repräsentativen Umfrage der Meinung, dass mit dem Euro alles teurer geworden ist.

Wie viel ist 1 Mark Wert in Euro?

Der amtliche Umtauschkurs beträgt 1 Euro für 1,95583 DM .