Tabletten schlucken lernen: Technik
Zuletzt aktualisiert am 17. August 2022
Tun Sie sich auch schwer beim Schlucken von Tabletten? Würgereiz, das Gefühl zu ersticken oder sogar Erbrechen sind häufige Reaktionen bei Betroffenen, die Probleme mit Tabletten-Schlucken haben.
Forscher der Universität Heidelberg sind davon überzeugt, dass die falsche Schluck-Technik für die meisten Probleme bei Tabletteneinnahme verantwortlich zu machen ist. Dazu ließen sie 151 Erwachsene Placebo-Tabletten in unterschiedlichen Größen und Formen schlucken, um zu beobachten, mit welchen Techniken die wenigsten Beschwerden auftreten. Die richtige Technik bei der Einnahme von Tabletten vereinfacht das Schlucken demnach um 88,6 % und könnte dazu führen, dass Patienten verschriebene Medikamente zuverlässiger einnehmen. Das könnte den Gesundheitszustand bei chronisch Erkrankten wesentlich verbessern.
Die Vorwärts-Neige-Technik erwies sich für viele Probanden als effektiv – hier tun sich Betroffene um 88,6 % leichter, Tabletten zu schlucken.
So funktioniert die Vorwärts-Neige-Technik:
Tablette / Kapsel auf die Zunge legen
einen Schluck Wasser einnehmen
Kopf nach vorne neigen
in dieser Position schlucken
Bei der Pop-Bottle-Technik wird die Tablette mit Hilfe einer Wasserflasche eingenommen. Das Schlucken soll dadurch um 59,7 % einfacher sein.
So funktioniert die Pop-Bottle-Technik:
Plastikflasche mit Wasser vorbereiten
Tablette / Kapsel auf die Zunge legen
Lippen umschließen Öffnung der Wasserflasche
Wasser kräftig einsaugen (wenn die Flasche einknickt, war es richtig)
Dadurch rutscht die Tablette automatisch mit dem Wasser in den Magen, ohne im Halsinneren zu kratzen.
Viele Menschen, die Tabletten schlucken müssen, gehen davon aus, dass es hilfreich ist, den Kopf beim Schlucken in den Nacken zu legen. Das ist jedoch eher schädlich. Es kommt zu einer Verengung der Speiseröhre, wodurch die Tabletten schwieriger in den Magen gelangen.
Mit den neu erlernten Techniken gelang es aber fast allen Versuchsteilnehmern, die Tabletten und Kapseln relativ problemlos einzunehmen. Die Forscher der Universität Heidelberg schlagen deshalb vor, dass Ärzte in Zukunft Patienten gezielt erklären sollten, wie das Schlucken von Medikamenten richtig gemacht wird. Eine einfache Veränderung in der Technik könnte indirekt große Wirkung zeigen, da sich Patienten bei geringeren Schluckbeschwerden eher an medikamentöse Therapievorschläge halten.
Autor:in: Redaktionelle Bearbeitung: Zuletzt aktualisiert:
17. August 2022
Erstellt am:14. November 2014
Quellen:J. Schiele et al.: Two Techniques to Make Swallowing Pills Easier, In: Annals of Family Medicine, 2014 (17.08.2022)
Hamburg - Es ist jedes Mal ein doppeltes Drama: Das Kind ist krank, und dann muss die große Pille auch noch durch den kleinen Kinderhals. Eltern versuchen es beim Tablettenschlucken mit etlichen Tricks - oft ohne Erfolg. Selbst zerkleinerte Pillen führen noch zum Würgereiz. Oder der Nachwuchs filtert den Wirkstoffklumpen zielsicher auch aus dem süßesten Brei und spuckt ihn wieder aus.
Vor allem Kinder haben Probleme mit dem Schlucken von Tabletten und Pillen. Aber auch so manchem Erwachsenen fällt es schwer.
Alles eine Frage der Technik, sagen Wissenschaftler von der Uni Heidelberg. Sie haben in einer Studie zwei Methoden untersucht, mit denen das Schlucken angeblich leichter fallen soll. Dafür mussten mehr als 150 Probanden reichlich Tabletten konsumieren - 16 verschiedene Placebos in unterschiedlicher Form und Größe hatten die Forscher anfertigen lassen. Mehr als die Hälfte der Teilnehmer klagte über regelmäßige Schwierigkeiten beim Arzneimittelschlucken.
Nach jeder Pille beschrieben die Freiwilligen im Alter von 18 bis 85 Jahren auf einer Skala von null bis sieben, wie leicht sie die wirkstofflose Tablette oder Kapsel hinunter bekommen hatten. Wie sie die Placebos schluckten, blieb ihnen zuerst überlassen. Anschließend wurden die beiden Pillen erneut verkostet, bei denen die Probanden die größten Schwierigkeiten hatten.
"Beide Techniken waren effektiv"
Dieses Mal wendeten die Probanden zwei vorgegebene Schlucktechniken an: die Pop-Bottle-Technik für Tabletten und die Vorwärts-Neige-Technik für Kapseln. Die erste Technik, bei der man eine Kunststoffflasche zu Hilfe nimmt, erleichterte das Schlucken für rund 60 Prozent der Probanden deutlich. Bei der zweiten Technik meinten sogar 89 Prozent, dass sich die Kapsel so viel leichter herunterbekommen ließ.
"Beide Techniken waren sowohl bei Menschen mit Schluckschwierigkeit als auch bei Personen ohne eine solche effektiv und sollten Patienten regelmäßig empfohlen werden", schreiben die Forscher um Walter Haefeli in den "Annals of Family Medicine" .
So funktioniert die Pop-Bottle-Technik:
- Füllen Sie eine flexible Plastikflasche mit Wasser.
- Legen Sie die Tablette auf ihre Zunge und schließen Sie ihre Lippen um die Öffnung der Flasche.
- Nehmen Sie nun einen schwungvollen Schluck, saugen Sie das Wasser mit spitzen Lippen aus der Flasche und schlucken Sie Wasser und Pille in einem Zug.
- Die Flasche darf beim Trinken und Schlucken leicht eindellen. Achten Sie darauf, dass keine Luft in die Flasche kommt.
So funktioniert die Vorwärts-Neige-Technik:
- Halten Sie den Kopf gerade und legen Sie die Kapsel auf die Zunge.
- Nehmen Sie einen mittleren Schluck Wasser in den Mund - aber nicht gleich runterschlucken
- Neigen Sie nun den Kopf Richtung Brust und schlucken Wasser und Arznei noch in der Bewegung.
In der Studie wurde allerdings nur eine kleine Anzahl von Probanden getestet und befragt. Außerdem räumen die Forscher ein, dass die Wassermenge zum Schlucken auf 20 Milliliter begrenzt wurde, um eine bessere Vergleichbarkeit zu erzielen. Mit etwas mehr Wasser hätten die Ergebnisse anders ausfallen können.
Zum Tablettenschlucken ungeeignet ist dagegen die Technik, bei der der Kopf in den Nacken gelegt wird. Dabei wird die Speiseröhre verengt - die Tablette hat auf dem Weg Richtung Magen weniger Platz.