Was passiert wenn die haut juckt

Wie entsteht Juckreiz?

Es wurde lange vermutet, dass der Juckreiz durch die gleichen Nervenendigungen ausgelöst wird wie der Schmerzreiz. Jedoch deuten neue Erkenntnisse eher darauf hin, dass es sich um eine eigene Untergruppe von Nervenfasern handelt, die durch bestimmte Botenstoffe (z.B. Histamin und Serotonin) erregt werden und somit ein Juckreiz-Empfinden auslösen.

Ein Juckreiz wird z.B. durch Gifte, Allergien, mechanische Reize, Insektenstiche, Temperaturschwankungen oder Hautkrankheiten wie Neurodermitis oder Schuppenflechte (Psoriasis) hervorgerufen. Die Reizung führt dann zur Freisetzung von Histamin aus den Zellen mit „Juckreiz“ als symptomatische Folge. Dieser kann an bestimmten Körperstellen (lokalisiert) oder am gesamten Körper (generalisiert) auftreten.

Durch das Kratzen entstehen Schmerzreize, die den Juckreiz überdecken und Linderung verschaffen – jedoch nur kurzfristig. Ein langfristig unbeherrschtes Kratzen führt zu Hautveränderungen, wie Reizungen, Entzündungen, Ausschlag und schmerzender, schuppiger Haut. Die nun geschädigte und geschwächte Hautschutzbarriere wird dadurch noch anfälliger für Aggressoren und Entzündungen.

Durch die ständige mechanische Stimulation der Haut werden Botenstoffe freigesetzt, die dann wiederum den Juckreiz fördern – ein Teufelskreis aus „Jucken-Kratzen-Jucken“ entsteht.

Nicht selten wird ein starker, chronischer Juckreiz am ganzen Körper zur Belastungsprobe für die Geplagten: Es kommt zu Schlafmangel, Erschöpfung, Kratzspuren auf der Haut sowie zum permanenten Gefühl, sich durch Kratzen Erleichterung zu verschaffen. Bei manchen Betroffenen führt ein permanenter Juckreiz ohne Aussicht auf Linderung sogar zu psychischen Problemen.

Juckreiz (Pruritus) entsteht, wenn der Botenstoff Histamin im Körper freigesetzt wird – z. B. durch Entzündungsprozesse. Nervenfasern leiten die Empfindung zum Gehirn weiter, wo sie den typischen, reflexartigen Drang zum Kratzen auslöst. Der dabei entstehende leichte Schmerz führt zu einer unmittelbaren, wenn auch nur kurzfristigen Unterbrechung des Juckreizes. Denn die schmerzleitenden Nervenfasern sind so schnell, dass sie die Nervenfasern, die für den Juckreiz zuständig sind, überholen. Dadurch überlagert der Schmerz als „kleineres Übel“ das als besonders unangenehm erlebte Jucken. Sobald der Schmerz nachlässt, kehrt der Juckreiz jedoch meist zurück, oft sogar verstärkt.

Je nach Dauer des Juckreizes wird unterschieden zwischen großflächigem und örtlich begrenztem Auftreten sowie einer akuten und einer chronischen Form.

Örtlich begrenzter Juckreiz hat meistens auch eine lokale Ursache: etwa eine Kontaktdermatitis an der Stelle, wo der Jeans-Knopf sitzt, an der Kopfhaut, wo die Talgbildung besonders ausgeprägt ist, oder an den Stellen, wo der Bart neu nachwächst.

Großflächiger Juckreiz von bis zu 6 Wochen Dauer hat meist eine nachweisbare, körperliche Ursache. Im einfachsten Fall ist eine zu trockene Haut der Auslöser, z.B. aufgrund falscher Pflege oder bei Senioren und Seniorinnen als Folge der Alterung der Haut. Doch auch ernste Erkrankungen, die auf den ersten Blick gar nichts mit der Haut zu tun haben, können sich durch einen unerklärlichen Juckreiz bemerkbar machen. Dazu zählen Diabetes mellitus, eine Schilddrüsenüberfunktion oder Leberzirrhose.

Länger bestehender großflächiger Juckreiz hat häufig, aber nicht immer,  ebenfalls eine körperliche Ursache wie Diabetes mellitus, eine Leber-, Gallen-, Nieren- oder Schilddrüsenerkrankung. Nicht selten findet sich bei chronischem Juckreiz aber kein körperlicher Auslöser. Leidet der Betroffene unter chronischem Stress oder ungelösten Konflikten, hat der Juckreiz nicht selten eine psychische Komponente: Er symbolisiert dann den Wunsch, „aus der Haut zu fahren“.

Beschwerdebilder, ihre Ursachen, Maßnahmen und Selbsthilfe

  • Großflächiger Juckreiz ohne weitere Beschwerden und ohne bekannte Vorerkrankungen wie Diabetes 

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  • Großflächiger Juckreiz bei bekanntem Diabetes oder mit Beschwerden wie starkem Durst, häufigem Wasserlassen; Gewichtsabnahme, Müdigkeit

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  • Großflächiger Juckreiz bei trockener, leicht schuppender Haut; häufig Spannungsgefühl; Verstärkung des Juckreizes bei Kälte oder trockener Heizungsluft; Neigung zu Ekzemen

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  • Juckreiz, der nach Vorstellung der Betroffenen durch (nicht nachweisbare) kleine Tierchen ausgelöst wird

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  • Großflächiger Juckreiz mit auffallend "blühender" Gesichtsfarbe

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  • Großflächiger Juckreiz mit knotenförmigen Schwellungen, z. B. an Hals, Achseln, Leisten; evtl. Abgeschlagenheit; evtl. Fieber, Nachtschweiß, Gewichtsverlust

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  • Großflächiger Juckreiz mit vermehrtem Schwitzen und Gewichtsverlust; Heißhunger, Durchfall; Unruhe, Händezittern; evtl. Hervortreten der Augen

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  • Großflächiger Juckreiz mit bräunlicher Verfärbung der Haut; erhöhte Lichtempfindlichkeit der Haut; Übelkeit, Erbrechen

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  • Großflächiger Juckreiz mit gelblicher Verfärbung von Haut und/oder Bindehaut

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  • Großflächiger Juckreiz bei Medikamenteneinnahme, meist mit Gelbsucht (Ikterus)

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  • Großflächiger Juckreiz mit Hautauschlag bei Medikamenteneinnahme

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Großflächiger Juckreiz ohne weitere Beschwerden und ohne bekannte Vorerkrankungen wie Diabetes 

Ursachen:

  • Juckreiz ohne nachweisbare Ursache (idiopathischer Juckreiz), liegt bei 50% der Betroffenen vor
  • Somatoforme Störung, Angststörung

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen zum Haus- oder Hautarzt

Selbsthilfe:

  • Entspannungsverfahren

Großflächiger Juckreiz bei bekanntem Diabetes oder mit Beschwerden wie starkem Durst, häufigem Wasserlassen; Gewichtsabnahme, Müdigkeit

Ursache:

  • Diabetes

Maßnahme:

  • Am selben Tag zum Hausarzt

Großflächiger Juckreiz bei trockener, leicht schuppender Haut; häufig Spannungsgefühl; Verstärkung des Juckreizes bei Kälte oder trockener Heizungsluft; Neigung zu Ekzemen

Ursachen:

  • Anlagebedingte Trockenheit der Haut, meist verstärkt im höheren Alter (Altershaut)
  • Reinigungsmaßnahmen mit stark entfettender Wirkung
  • Textilien aus luftundurchlässigen oder rauen Materialien (z. B. Synthetics, Wolle)

Maßnahme:

  • In den nächsten Wochen zum Haus- oder Hautarzt, wenn Selbsthilfemaßnahmen nicht ausreichen

Selbsthilfe:

  • Nicht täglich Baden oder Duschen, rückfettende und pH-neutrale Seifen, Duschgels und Badezusätze
  • Nach Hautreinigung eincremen mit stark fetthaltigen Emulsionen oder Öl
  • Raumluft anfeuchten
  • Luftdurchlässige Kleidung, auf Wolle verzichten
  • Evtl. auf Alkohol, scharfe Gewürze und sehr heiße Getränke verzichten

Juckreiz, der nach Vorstellung der Betroffenen durch (nicht nachweisbare) kleine Tierchen ausgelöst wird

Ursache:

  • Ungezieferwahn (Wahn im Allgemeinen) mit Berührungshalluzinationen, z. B. bei Schizophrenie, chronischen organischen Psychosen

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen zum Hausarzt oder Psychiater

Großflächiger Juckreiz mit auffallend "blühender" Gesichtsfarbe

Ursache:

  • Polyglobulie

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen zum Hausarzt

Großflächiger Juckreiz mit knotenförmigen Schwellungen, z. B. an Hals, Achseln, Leisten; evtl. Abgeschlagenheit; evtl. Fieber, Nachtschweiß, Gewichtsverlust

Ursache:

  • Chronische lymphatische Leukämie
  • Malignes Lymphom (Lymphknotenkrebs)

Maßnahme:

  • In der nächsten Woche zum Hausarzt

Großflächiger Juckreiz mit vermehrtem Schwitzen und Gewichtsverlust; Heißhunger, Durchfall; Unruhe, Händezittern; evtl. Hervortreten der Augen

Ursache:

  • Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen zum Hausarzt

Großflächiger Juckreiz mit bräunlicher Verfärbung der Haut; erhöhte Lichtempfindlichkeit der Haut; Übelkeit, Erbrechen

Ursache:

  • Chronisches Nierenversagen

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen zum Hausarzt

Großflächiger Juckreiz mit gelblicher Verfärbung von Haut und/oder Bindehaut

Ursache:

Gelbsucht (Ikterus) bei Leber- und Gallenwegserkrankungen, z. B.

  • Virushepatitis (Leberentzündung)
  • Leberzirrhose
  • Primär sklerosierende Cholangitis

Maßnahme:

  • Am selben Tag zum Hausarzt

Großflächiger Juckreiz bei Medikamenteneinnahme, meist mit Gelbsucht (Ikterus)

Ursache:

Leberschaden als Medikamentennebenwirkung z. B. von

  • Schmerzmitteln (NSAR)
  • Antibiotika (v. a. Tetrazyklin)
  • Mitteln gegen Fettstoffwechselstörungen (Lipidsenker)
  • Neuroleptika
  • "Pille"

Maßnahme:

  • Am selben Tag zum Hausarzt

Großflächiger Juckreiz mit Hautauschlag bei Medikamenteneinnahme

Ursache:

  • Medikamentenausschlag (Arznei[mittel]exanthem), z. B. als Nebenwirkung von Antibiotika (v. a. Ampicillin)

Maßnahme:

  • Am selben Tag zum Hausarzt

Ihre Apotheke empfiehlt

Betroffene Hautstellen kühlen.

Kälte hilft gegen Juckreiz, weil sie wie Schmerz beim Kratzen das Jucken "überlagert". Anders als beim Kratzen bleibt dabei die Haut aber intakt, weswegen nichts gegen ihren Einsatz spricht. Gut eignen sich lokale Kühlpads, kalte Duschen und kühlende Lotionen. Gerade nachts, wenn der Juckreiz als besonders lästig empfunden wird, hilft es, eine kühle Umgebung zu schaffen: Schlafanzug und Bettwäsche sollten bestenfalls aus leichten, natürlichen Stoffen wie Leinen oder Baumwolle bestehen, ein offenes Fenster für einen angenehmen Durchzug sorgen und eine abendliche lauwarme Dusche den Körper "abkühlen".

Juckimpuls umleiten.

In aller Regel ist der Juckimpuls so stark, dass ein willentliches Unterdrücken des Kratzens kaum möglich ist. Da aufgekratzte Hautstellen sich aber leicht entzünden und wiederum Juckreiz hervorrufen, sollte es dennoch unbedingt vermieden werden. Ein Trick ist es, sich stellvertretend an Gegenständen "abzureagieren", z. B. an Kissen oder Sofalehnen - das reflexartige Kratzen wird also ausagiert, ohne die Haut zu verletzen. Lässt sich der Juckreiz überhaupt nicht unterdrücken, helfen kurz geschnittene Fingernägel und Handschuhe, um die Verletzungsgefahr zu minimieren.

Haut pflegen.

Eine trockene Haut kann nicht nur der Auslöser für Juckreiz sein, sondern diesen auch verschlimmern. Prinzipiell gilt, dass zu heißes Wasser und ein häufiger Einsatz von Seifen oder anderen Reinigungspräparaten die Haut austrocknet. Abhilfe schaffen spezielle rückfettende und alkoholfreie Hygieneprodukte. Bestenfalls lassen Sie sich beim Kauf von einem Fachmann wie Ihrem Apotheker beraten, der Ihnen speziell für Ihren Hauttyp geeignete Waschlotionen und Cremes empfehlen kann.

Entspannungsverfahren.

Ist der Juckreiz psychisch bedingt, bekämpfen Entspannungstechniken wie Autogenes Training, Progressive Muskelrelaxation und die achtsamkeitsbasierte Stressreduktion (MBSR) die Beschwerden schon an der Wurzel. Doch auch wenn der Juckreiz eine organische Ursache hat, machen sie Sinn: sie helfen, mit dem Juckreiz umzugehen - indem man lernt ihn zu akzeptieren und anders zu bewerten.

Autor*innen

Dr. med. Arne Schäffler; Dr. med. | zuletzt geändert am 27.10.2022 um 12:31 Uhr

Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel ist nach wissenschaftlichen Standards verfasst und von Mediziner*innen geprüft worden. Die in diesem Artikel kommunizierten Informationen können auf keinen Fall die professionelle Beratung in Ihrer Apotheke ersetzen. Der Inhalt kann und darf nicht verwendet werden, um selbständig Diagnosen zu stellen oder mit einer Therapie zu beginnen.

Was passiert wenn Haut juckt?

Der Juckreiz macht sich zwar auf der Haut bemerkbar, der Auslöser liegt jedoch oft ganz woanders im Körper. Mögliche Ursachen sind Entzündungen, Medikamente, Allergien, Erkrankungen von Leber, Galle oder Nieren, Diabetes, Tumore, ein Bandscheibenvorfall, Parasiten und neurologische Erkrankungen.

Was fehlt dem Körper wenn die Haut juckt?

Juckende, trockene Haut kann viele Ursachen haben. Durch einen Mangel an Hautfetten und natürlichen Feuchthaltefaktoren wie Urea sowie eine verminderte Talgproduktion gerät die sensible Hautbarriere aus dem Gleichgewicht und kann ihre Schutzfunktion nicht mehr ausführen.

Wie gefährlich ist Juckreiz?

Sollten Sie jedoch über einen längeren Zeitraum an Juckreiz leiden, ist es ratsam, einen Arzt aufzusuchen. Denn Forscher haben nun herausgefunden, dass Juckreiz ein ernstzunehmendes Warnsignal für Krebs sein kann. Ein starker Juckreiz kann auf eine Krebserkrankung hinweisen.

Was tun wenn die ganze Haut juckt?

Was tun gegen Juckreiz – Tipp 1: Juckende Haut kühlen.
kühlende Lotionen, Cremes oder Salben..
kühlende, feuchte Umschläge – etwa mit kaltem Schwarztee..
kurze kalte Duschen..
luftige und atmungsaktive Kleidung und Bettwäsche..
niedrig temperierte Wohnräume..

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