Was löste der Schwarze Freitag aus?

New York - Das Datum ist Legende. Der Schwarze Freitag, jener 25. Oktober 1929, hat sich als Symbol für das jähe Ende einer Illusion ins historische Gedächtnis eingebrannt. Im Herbst 1929 platzte an der Wall Street eine gewaltige Spekulationsblase - und der Traum von Reichtum und Wohlstand für alle. Der folgenreichste Börsencrash des 20. Jahrhunderts markierte den Beginn der Weltwirtschaftskrise. Millionen Anleger verloren ihr Vermögen. Bis 1932 lösten sich fast 90 Prozent des US-Aktienvermögens in Rauch auf. Am Ende waren 30 Millionen Amerikaner arbeitslos, lagen die Industrieproduktion und eine Reihe von Banken am Boden. Nahezu ein Vierteljahrhundert dauerte es, bis sich die US-Wirtschaft von den Folgen erholte. Erst 1954 erreichte der Dow-Jones-Index mit 381 Punkten wieder seinen Höchststand von 1929. Doch der Börsencrash im Herbst 1929 war nicht das Ergebnis eines einzigen Tages. Fast eine Woche lang herrschte an der New York Stock Exchange (Nyse) der Ausnahmezustand. Am Ende war nichts mehr wie zuvor - der kollektive Glaube an endlos steigende Aktienkurse war zerstört.Dabei schien der Aufwärtstrend für lange Zeit tatsächlich grenzenlos. Ende der 20er Jahre befanden sich die Vereinigten Staaten in einem ökonomischen Rauschzustand. 1924 durchbrach der Dow-Jones-Aktienindex zum ersten Mal die Marke von 110 Punkten, die zuvor unüberwindbar schien. An der Wall Street gab es kein Halten mehr: Ohne Unterbrechung stiegen die Aktienkurse bis zum Oktober 1929 um 300 Prozent.Die US-Wirtschaft boomteDie allgemeine wirtschaftliche Entwicklung stützte die Euphorie an der Börse. Zwischen 1927 und 1929 wuchs die US-Industrieproduktion um 25 Prozent. Autoindustrie und Radiotechnik boomten. Allein 1929 wurden in Detroit rund 5 Millionen Autos gebaut - und fanden reißenden Absatz. Die Aktien von Auto- oder Radioherstellern waren für die Anleger der 20er Jahre, was die Internetaktien für die Kleinaktionäre in den 90ern waren. Und die historischen Schlagzeilen der Wirtschaftsblätter erinnern in der Rückschau verdächtig an die Jubelarien des verglühten Internet-Booms. "In den vergangenen fünf Jahren sind wir in eine neue industrielle Ära eingetreten", tönte 1929 das US-Magazin "Forbes". "Unsere Industrie macht Fortschritte nicht in kleinen Sprüngen, sondern in heroischen Schritten." Wirtschaftliche Grundregeln schienen außer Kraft gesetzt. Der damalige US-Präsident Hoover jubelte: "Wir sind dem endgültigen Sieg über die Armut heute näher als je zuvor in unserer Geschichte." Und der damalige Direktor des Autokonzerns General Motors, J.J. Raskob, behauptete sogar: "Da sich das Einkommen tatsächlich an der Börse vermehren lässt, glaube ich fest, dass nicht nur jeder reich werden kann, sondern dass jeder dazu verpflichtet ist." "Ein Casino mit gezinkten Würfeln"Die Wall Street war der Ort, an dem jedermann vom Wirtschaftsboom profitieren wollte. Millionen Privatanleger drängten an die Börse. "1929 kam man sich vor wie in einem Spielcasino mit gezinkten Würfeln. Ein paar Hechte, die sich über die vielen Karpfen hermachten", erinnerte sich später ein Händler jener Tage. "Ich habe erlebt, wie Schuhputzer Aktien im Wert von 50.000 Dollar mit nur 500 Dollar in bar kauften." Und hier lag das entscheidende Problem: Zahllose Anleger finanzierten ihre Börsenabenteuer mit Krediten, sie spekulierten auf Pump. Und der Erfolg gab ihnen Recht - die Kursgewinne überstiegen die Kreditzinsen um ein Vielfaches. Häufig mussten Anleger gerade einmal 10 oder 20 Prozent bei den Börsenmaklern anzahlen, den Rest stellte die Bank. Mehr als ein Zehntel der US-Marktkapitalisierung war am Ende kreditfinanziert. Und so lange die Kurse unaufhaltsam stiegen, gab es keinen Grund zur Sorge. Bis alles zusammenbrach.Die Krise kam nicht aus heiterem HimmelDer große Crash traf die amerikanischen Anleger im Oktober 1929 nicht wie eine plötzliche Naturkatastrophe. Schon lange vorher hatte sich - erst zaghaft, dann immer deutlicher - abgezeichnet, dass die Spekulationsblase nicht ewig weiter wachsen würde.Am 8. Dezember 1928 gab der Dow-Jones-Index zum ersten Mal nach. Ein Minus von 5 Prozent stand zum Handelsschluss in den Büchern. Beunruhigen ließ sich davon niemand. Der Kurssturz schien wie die Ausnahme, die den fortwährenden Aufwärtstrend nur bestätigte. Notenbank sperrt KreditvergabeEinzig die US-Notenbank zeigte sich alarmiert. Anfang Februar 1929 forderte das Federal Reserve Board die amerikanischen Banken auf, ihre Reserven nicht mehr für Spekulationskredite zu verwenden. Wieder gaben die Börsenkurse kurz nach. Doch die Anleger ließen sich nicht beirren. Weil sie nun nicht mehr auf langfristige Kredite zurückgreifen konnten, finanzierten sie ihre Börsengeschäfte mit kurzfristigen Darlehen. Deren Zinssatz explodierte von 12 auf 20 Prozent - aber das System funktionierte: Die Aktienkurse stiegen weiter. Am 3. September 1929 erreichte der Dow Jones seinen Höchststand von 381 Punkten."Schönes Wetter kann nicht ewig dauern" Unterdessen mehrten sich jedoch die warnenden Stimmen. Der Wirtschaftswissenschaftler Roger Babson prophezeite: "Schönes Wetter kann nicht ewig andauern. Die Wirtschaftszyklen gelten auch heute noch", so Babson. "Früher oder später wird der Crash kommen, und er kann schrecklich werden." Solche Warnungen wollten die Anleger nicht hören. Als die Börsenkurse nach Babsons Rede fielen, war schnell die Rede vom "Babson-Crash". Der Prophet war als Verursacher ausgemacht. Der Prophet behielt RechtBabson behielt Recht. Bis zum 19. Oktober 1929 verlor der Dow Jones über 15 Prozent seines Wertes. Banken und Investmentgesellschaften versuchten, ihn durch Stützungskäufe zu stabilisieren. Jetzt wachten auch die Kleinanleger auf und bekamen es mit der Angst zu tun. In den Tagen vor dem großen Absturz ging der Mittelzufluss an den Aktienmärkten rapide zurück, die Kurse schwankten immer stärker, wenn auch auf hohem Niveau. "Diese Stagnation machte auch Privatinvestoren nervös. Sie hatten Papiere auf Kredit gekauft und fürchteten, ihre Schulden nicht mehr bedienen zu können, falls die Notierungen nach unten gehen sollten", erinnerte sich ein Händler.Während der Index weiter sank, nahm das Handelsvolumen dramatisch zu. Ein alarmierendes Zeichen. Zeitweilig kamen die Börsenschreiber mit der Registrierung der Kurse nicht mehr nach. Auf dem Parkett herrschte Hektik, viele Makler arbeiteten bis tief in die Nacht. Am 23. Oktober lag der Dow Jones bereits 80 Punkte unter seinem Höchststand. Die Party war vorbei.Am Schwarzen Donnerstag begann der Handel ruhigAm 24. Oktober 1929 begann der Handel unerwartet ruhig. Nach der Hektik der vorangegangenen Tage hatte die Polizei vorsorglich ganze Straßenzüge rund um die Wall Street gesperrt. Der Schwarze Donnerstag begann als schöner Herbsttag, sonnig, vielleicht etwas zu kühl.Gegen elf Uhr jedoch brach eine panische Verkaufswelle über die Händler herein - ohne erkennbaren Grund. "Der Markt brach ein, weil er einbrach", notierte der Wirtschaftswissenschaftler Irving Fisher ratlos.Zufällig war Winston Churchill, damals noch britischer Schatzkanzler, an jenem Tag an der New Yorker Börse zu Gast. "Da waren also Händler, eingefroren wie in der Zeitlupenaufnahme eines aufgeschreckten Ameisenhaufens, einander enorme Mengen an Wertpapieren zu einem Drittel des ehemaligen Preises anbietend, nur um nach etlichen Minuten des Zusammenstehens schließlich festzustellen, dass niemand den Mut fand, die einmalige Gelegenheit zu ergreifen, ein Vermögen zu machen", erinnerte er sich später."Es hat einige Notverkäufe gegeben"Als die Kurse immer schneller abstürzten, befahlen Aktionäre ihren Maklern, die Papiere um jeden Preis zu verkaufen - selbst zum geringsten. Und notfalls mit Gewalt. Auf dem Parkett kam es zu Tumulten, mehrfach brach der Handel zusammen. Bis 13 Uhr vernichtete der rasende Kurssturz rund elf Milliarden Dollar. Führende Banken versuchten, die Stimmung zu beruhigen. "Es hat einige Notverkäufe an der Börse gegeben, und wir haben eine Sitzung der Vorsitzenden mehrerer Finanzinstitute abgehalten, um die Lage zu erörtern", lautete ihre beschwichtigende Formulierung. "Kein Haus ist in Zahlungsschwierigkeiten."Doch weil Worte nicht mehr halfen, griffen die Geldinstitute schließlich mit Stützungskäufen ein. Beinahe 13 Millionen Aktien wechselten an diesem Tag den Besitzer - mehr als das Vierfache des normalen Handelsvolumens. Am Abend schloss der Handel mit einem Minus von gerade einmal 2,1 Prozent. Das Schlimmste schien noch einmal abgewendet. Der Absturz dauerte bis 1932Doch tags darauf, am 25. Oktober, dem legendären Schwarzen Freitag, ging es weiter wie zuvor. Rund acht Millionen Aktien wechselten den Besitzer, viele Papiere gaben um 20 oder 30 Prozent nach. Am Ende schloss der Dow-Jones-Index allerdings sogar um 0,6 Prozent im Plus - die Banken hatten erneut eingegriffen. Dass dieser Tag dennoch als Schwarzer Freitag in die Geschichtsbücher einging, lag wohl vor allem daran, dass die Nachrichten vom Kurssturz an der Wall Street nun Europa erreichten - und auch dort für Panikverkäufe an den Aktienmärkten sorgten.Endgültig brach die New Yorker Börse erst zusammen, als zu Beginn der Folgewoche die Banken nicht mehr stützend eingriffen. Die Aktienkurse waren mittlerweile so tief gefallen, dass sie bei zahllosen Anlegern nicht mehr zur Deckung der Kredite reichten. Nun forderten die Banken ihr Geld zurück - und gaben damit das Signal für den endgültigen Ausverkauf. 14 Milliarden Dollar Vermögen vernichteten die Panikverkäufe allein am 28. Oktober. An diesem Schwarzen Montag stürzte der Dow Jones von knapp 300 auf 260 Punkte ab."Eine Zigarrenaktie kostete vorher 115 Dollar pro Stück", berichtete ein Zeitgenosse. "Der Markt brach zusammen. Ich bekam einen Anruf vom Präsidenten der Gesellschaft, ob ich ihm 200 Millionen Dollar leihen könne. Ich lehnte ab, denn ich musste meine eigenen Interessen wahrnehmen, und die meiner engsten Freunde. Seine 115-Dollar-Aktie fiel auf zwei Dollar und er sprang aus dem Fenster seines Wall-Street-Büros."Atempause nach drei Wochen Erst am 13. November 1929 konnte sich der Dow-Jones-Index wieder fangen - fast 200 Punkte unter seinem Höchststand. Doch wer den zeitweiligen Seitwärtstrend nutzte, um sich mit günstigen Aktien einzudecken, beging einen gewaltigen Fehler. Denn nach einer kurzen Atempause ging es weiter abwärts - mehr als zwei Jahre lang. Im Sommer 1932 erreichte der Dow-Jones-Index seinen absoluten Tiefstand und schloss bei 41 Punkten. 90 Prozent seines Marktvolumens waren verloren. Zu dieser Zeit hatte die Wirtschaftskrise bereits die gesamte Welt erfasst.Für Millionen Anleger blieb am Ende nur eine bittere Lehre, die auch in der jäh geplatzten Börseneuphorie der 90er Jahre manches Vermögen gerettet hätte: "Mache niemals Schulden an der Börse. Man weiß nie, was über Nacht passiert."

Was hat den Schwarzen Freitag ausgelöst?

Der 29. Oktober 1929 hat unter dem Namen "Schwarzer Freitag" in der Geschichte traurige Berühmtheit erlangt. Es ist der Tag, an dem durch einen Kurszusammenbruch am New York Stock Exchange, der amerikanischen Börse, Millionen Menschen ihr Erspartes verloren. Eine lange und schwere Weltwirtschaftskrise folgte.

Was führte zum Schwarzen Donnerstag?

Am "Schwarzen Donnerstag", dem 24. Oktober 1929, kam es zu massiven Kursverlusten an der New Yorker Börse. Am nächsten Tag erreichte der Crash die europäischen Börsen. Dieser Börsenkrach war der Auftakt für die Weltwirtschaftskrise.

Was waren die Folgen des Schwarzen Freitags?

Die Folgen des Black Friday Der große Börsencrash traf das gesamte Wirtschaftssystem der USA. Die Kleinanleger hatten seit dem Black Friday tiefe Schulden, Firmen und Banken mussten Konkurs anmelden. Die Folge waren Massenentlassungen, die rasch zu einer enormen Arbeitslosigkeit führten.

Was war der Grund für den Börsencrash?

Eine Ursache für die Weltwirtschaftskrise waren die hohen Golddevisenstandards vieler Länder und eine damit verbundene Deflationspolitik, die Außenhandelsdefizite und den Goldabfluss verhindern sollte.

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