Mit der nordischen Mythologie meint man alte Geschichten, die man sich früher in Skandinavien erzählte. Sie handeln von Göttern, Riesen, Trollen und anderen übernatürlichen Wesen. Bevor Skandinavien christlich wurde, glaubten dort viele Menschen an diese Geschichten. Sie erklärten das Leben nach dem Tod oder den Grund für ein Erdbeben. Auch machten die Geschichten den Menschen Mut. Wer in einer Schlacht stirbt und zuvor tapfer gekämpft hat, kommt nach Walhalla. Das ist der Ruheort der gefallenen Krieger. Die Geschichten nennt man Mythen, in der Einzahl: Mythos. Daher kommt das Wort Mythologie, das wir heute benutzen.
In der nordischen Religion gibt es eine Vielzahl von Göttern, wobei manche wichtiger sind als andere. Jeder der Götter hat eine andere Bedeutung. Thor zum Beispiel ist der Wettergott und Beschützer der Menschen. Der wichtigste Gott ist Odin, der Göttervater. Einige nordische Götter gab es auch bei den Germanen. Dort hatten sie meist andere Namen. Odin heißt bei den Germanen zum Beispiel Wotan. Auch sind viele der Geschichten über die Götter sehr ähnlich.
Im Mittelalter machten sich einige skandinavische Schriftsteller die Mühe solche Geschichten zu sammeln und niederzuschreiben. Das wohl bekannteste Werk ist die Edda vom Isländer Snorri Sturluson, der im 13. Jahrhundert lebte.
Wie stellten sich die Skandinavier die Schöpfung vor?
Bevor die Erde entstand, gab es zwei Welten: Nilfheim und Muspelheim. Nilfheim war ein kalter, von Eis bedeckter Ort. Muspelheim war voller Feuer und Glut. Die Grenze der beiden Welten wurde von Surtur mit einem flammenden Schwert bewacht. Als das Eis aus Nilfheim auf das Feuer von Muspelheim traf, enstand der Riese Ymir. Der ernährte sich von der Milch einer Kuh, die aus dem Eis entstanden ist.
Die Götter besiegten Ymir und schufen aus seinem Körper die Erde. So entstanden zum Beispiel aus seinen Haaren die Wälder, aus seinem Blut das Meer und aus seinem Gehirn die Wolken.
Nach der Erde schufen die Asen die ersten beiden Menschen aus einem Baum: einen Mann und eine Frau. Aus diesen entstand dann über mehrere Generationen die Menschheit, ähnlich wie bei Adam und Eva im Christentum.
Welche Götter gibt es?
Die Götter lassen sich in zwei Geschlechter unterteilen: die Wanen, die in Wanaheim wohnen und die Asen aus Asgard. Die Wanen sind das ältere Geschlecht.
Odin ist der wichtigste Gott und gilt als der Vater der Menschen und aller anderen Götter. Außerdem ist er noch der Gott des Krieges und des Todes. Er ist aus dem Geschlecht der Asen, trägt meist einen Helm und hat nur ein Auge. Das Auge warf er in einen magischen Brunnen um dafür Wissen, Weisheit und Erkenntnis zu erlangen. Begleitet wird Odin von einigen Tieren wie den Wölfen Geri und Freki oder dem achtbeinigen Pferd Sleipnir. Odins Frau heißt Frigg. Sie ist die Schutzherrin der Ehe und der Mutterschaft.
Thor ist der Wettergott und ebenfalls aus dem Geschlecht der Asen. Er wird meist als ein kräftiger, blonder Mann mit einem Hammer in der Hand beschrieben. Er erzeugt Donner und Blitze. Thor gilt als Beschützer der Menschheit, die er in Kämpfen mit seinem mächtigen Hammer verteidigt.
Freya ist die Göttin der Liebe und aus dem Geschlecht der Wanen. Sie gilt als äußerst hübsch und wird sehr verehrt. Sie kommt sogar heute in der dänischen Nationalhymne vor. Die übrigen Wanen-Götter sind hauptsächlich für Fruchtbarkeit und die Pflege von Natur und Pflanzen zuständig.
Unter einer prachtvollen Platane im Luitpoldpark erläuterte Rosmarie Rieß (im Hintergrund, links) die Beschaffenheit dieses Baumes und die Symbolik, die mit ihm von alters her verbunden wird. - Foto: Rössle
Ingolstadt (DK) Der deutsche Wald, seit Menschengedenken mythisch verklärt, entfaltet auch bei Schnürlregen seinen Reiz. Einem Baum-Lehrspaziergang im Luitpoldpark folgten am Samstag trotz unwirtlichen Wetters gut 25 Interessierte.
Rosmarie Rieß erklärte auch die mythologische Bedeutung der Bäume. Die germanischen Völker haben die Eiche dem Donnergott Donar geweiht und sie wussten schon warum. Denn der Pfahlwurzler mit seinem Tiefendrang in Richtung Grundwasser wurde besonders oft vom Blitz getroffen. Wer also bei Gewitter der alten Weisheit folgt „Eichen musst du weichen, Buchen sollst du suchen“ – der geht nicht nur botanisch-, sondern auch mythologisch-korrekt in Deckung.
Vermutlich hat kein Volk seine Waldungen derart innig verklärt, besungen und bedichtet wie das deutsche. Der Mythos Deutscher Wald steht seit Jahrhunderten in voller Blüte. Viele Vorstellungen und Geschichten rund um die Bäume wurzeln in vorchristlicher Zeit, als ein Sippen- und Stämmekonglomerat schwer zu differenzierender Art unsere Breiten besiedelte, das später der Vereinfachung halber „die Germanen“ genannt wurde. Es stecken in mehr Bäumen Relikte der germanischen Mythologie, als der Laie denkt. Die Kräuterpädagogin Rosmarie Ries, die auf Einladung des Bundes Naturschutz die Gruppe (darunter viele Kinder) durch den Luitpoldpark führte, kennt sie alle. „Für die Germanen waren Bäume der Sitz der Götter“, erzählte die Expertin. Vor allem die Esche versinnbildlichte die Weltanschauung: Die Wurzeln symbolisieren die Unterwelt, der Stamm steht für die Welt der Menschen – und in der Baumkrone wohnen Donar, Odin und deren Gottheitskollegen.
Auch Rosmarie Rieß’ botanische Erläuterungen stießen auf großes Interesse. Die Esche findet man etwa häufig in den Auwäldern, „weil sie kurzfristige Überflutungen sehr gut verträgt“. Der Feldahorn ist ähnlich unkompliziert, er erfährt vor allem als fruchtbare Tierfutterquelle Verbreitung. „Es macht ihm nichts aus, wenn man ihn herunterschneidet“, erklärte die Exkursionsleiterin. „Denn der Feldahorn treibt immer wieder kräftig aus.“ Die Hainbuche darf man nicht mit herkömmlichen Buchen in Verbindung bringen, weil sie mit der Birke verwandt ist. Wegen ihres soliden Holzes hat sich im Bairischen das Adjektiv „hagelbuchern“ für – so in Ludwig Zehetners Lexikon – „derb, ordinär, geschert“ herausgebildet. Ob der Zusammenhang zwischen knorrigem Holz und kracherten Mitbürgern schon germanischen Ursprungs ist, lässt sich nicht belegen, scheint aber vorstellbar.
Die Platane – eine ganz besonders mächtige ziert den Luitpoldpark – symbolisiert Verjüngung, weil sie sehr groß und alt wird, und weil die regelmäßig abblätternde Rinde an eine Häutung erinnert, erzählte Rosmarie Rieß. Die Eibe wiederum symbolisiert in der Mythologie das Leben ebenso wie das Sterben. Als einziger Nadelbaum mit giftiger Frucht steht sie für den Tod. „Der Sage nach säumte eine Allee aus Eiben den Weg in die Unterwelt.“ Aber weil sie eben auch langsam wächst und sehr alt wird (bis zu 2000 Jahre), ist die Eibe gleichzeitig als Baum der Unsterblichkeit in das althergebrachte kollektive Wissen eingegangen. Dagegen wirkten die Bucheckern wenige Meter weiter fast schon banal-weltlich. Sie sind besonders bei der Schweinefütterung beliebt.
Die Buche darf als eine Königin des Waldes gelten. In maximaler Entfaltung bringt sie bis zu 600 000 Blätter zur Blüte. Die bilden zusammen eine Fläche von rund 1500 Quadratmetern. „Die Bedeutung für das Stadtklima ist da natürlich enorm“, sagte Rosmarie Rieß. Die Germanen schnitzten aus dem Holz der Buche ihre Schriftzeichen: Runen; die neuzeitlichen Wörter „Buchstabe“ und „Buch“ sind von diesem Baum abgeleitet.
Der Chinesische Götterbaum war dagegen nie Sitz eines höheren germanischen Wesens, er ist ein Importgewächs. Ebenso die Kastanie. Sie setzte in jener Zeit zu ihrem Siegeszug an, als Europas Regenten Prachtgärten anlegen ließen und sich mit außergewöhnlichen Pflanzen aus aller Welt zu überbieten versuchten. Bayerns Biergärten, wo die Kastanie zur Hochblüte gelangte, sind kulturgeschichtlich gesehen also Reiche der Exotik.