Muss an die stalltür zum schutz vor hexen

  1. Home
  2. Bayern
  • anima FITNESS
  • Kundenbindung
  • Schloss Lautrach
  • Pinakothek der Moderne

Mythen in Bayern:Aus Zeiten, als es noch keine Blitzableiter, Krankenversicherung oder Tierärzte gab

1. November 2020, 15:02 Uhr

Lesezeit: 5 min

Wie sich die archaischen Mythen von einst in der Psyche der Menschen eingenistet haben, lässt sich im Wald auf der Rieglinger Höhe bei Regensburg beeindruckend nachvollziehen, vor allem im Nebel und nach Einbruch der Dunkelheit. Der Künstler Korbinian Huber hat in Bäumen eine sogenannte wilde Jagd installiert, wie sie früher jedes Kind kannte. Huber hat die grausigen Gestalten aus Metallteilen zusammengesetzt. Alles ist mit allem verbunden, der Besucher kann das Spektakel mit einer Schnur in Bewegung setzen. Wie eine klappernde Treibjagd scheint die wilde Jagd zwischen den Baumkronen in rasender Eile dahinzuflattern, während die rostenden Flügel wild quietschen, pfeifen, bellen und klappern. Gänsehaut ist garantiert, und der Gast bekommt eine Ahnung von der einstigen Drangsal durch die Mächte der Nacht und des Bösen.

Diese Vorstellungen waren geprägt von Lebensumständen, in denen sich die Menschen den Mächten der Natur hilflos ausgeliefert fühlten, als es noch keine Blitzableiter, keine Krankenversicherung und keine Tierärzte gab. Selbst der Hexenglaube war nach Recherchen von Susanne Klemm, der Leiterin des Fränkischen Museums in Feuchtwangen, bis ins 20. Jahrhundert lebendig. Noch in den Sechzigerjahren zogen Hexenbanner durch Schwaben, um Exorzismus zu betreiben und Bauernhöfe vom Hexenzauber zu befreien. Die nötigen Utensilien (Zauberstab, Nägel, Pinzetten) trugen sie in einem Koffer bei sich. Gegen Hexen, so besagte es die Volksweisheit, helfe vor allem Spitzes und Scharfes. Zum Aberglauben, so lautet Klemms Erkenntnis, neigten "eher schlichte Menschen, vor allem auf dem Land". So skurril manche Amulette, Schutzbriefe und Abwehrzauber heute auch wirkten, eines dürfe man nicht vergessen: "Die Leute damals waren schutzlos Gefährdungen ausgesetzt, die wir heute gar nicht mehr kennen."

Erstaunlich ist die Fantasie, mit der Menschen jahrhundertelang banale Dinge mit Magie aufluden, um Unheil abzuwenden. Da wurden nach Kirchenbränden geweihte Herrgottsnägel in die Sparren geschlagen oder Stalltüren mit Fellteilen und getrockneten Tierembryonen versehen. Die auf der christlichen Lehre gründende Volksfrömmigkeit vermischte sich oft mit heidnischen Überlieferungen und gipfelte in buntem Aberglauben. Die Breverl zum Beispiel, gefaltete und in Brokatkissen verstaute Briefchen mit christlichen Sinnsprüchen und Gebeten. Zum Schutz vor Dämonen, Pest, Feuer und Unwetter wurden sie um den Hals oder am Körper getragen.

Gerade beim Wetter hat so manche abergläubische Handlung bis heute überlebt. In Altötting kann man immer noch schwarze Wetterkerzen kaufen, die geweiht und dann daheim bei einem heranziehenden Unwetter angezündet werden. Um die Dämonen der Finsternis und Unheil zu bannen, werden nach wie vor Wohnhäuser und Ställe mit Weihrauch ausgeräuchert, und zwar in der Thomasnacht, an Weihnachten, Silvester sowie in der Dreikönigsnacht. "Diese abergläubischen Elemente der Bräuche haben aber abgenommen", sagt Brauchtumsexperte Ritter.

Zum Schutz- und Abwehrglauben gehörte es früher auch, einen Drudenfuß an die Stalltür zu hängen, "das gibt es in dieser Form nicht mehr. Zum Glück", fährt Ritter fort, "denn die Menschen waren ja dadurch psychisch sehr belastet." Er kannte noch Bäuerinnen, die sich abends wegen Hexen und Druden nicht mehr in den Stall wagten. Mittlerweile ist sich Ritter aber sicher: "Die Felder werden heute durch die Produkte der Agrarwirtschaft vor Schäden mehr bewahrt als durch Abwehrzauber."

Letztlich müsse jeder im Grenzbereich zwischen Wissenschaft und Glauben eine persönliche Einstellung finden, sagt Ritter. Für ihn wäre es vermessen zu glauben, "dass wir bereits alles verstehen. Vor 150 Jahren war die Elektrizität noch nicht zu erklären. Heute ist sie physikalisch enträtselt." Auch die Wirkung von Wünschelruten, Bauernregeln und Votivtafeln basiere immer noch weitgehend auf Erfahrungswerten. "Bauernregeln haben tendenziell einen fundierten Wahrheitskern", sagt Ritter, aber jeder müsse selbst entscheiden, ob er sich darauf einlassen will.

Dieser Text ist bereits am 30.10.2017 erschienen.

  • Seite 2 / 2

  • Zurück
  • Auf einer Seite anzeigen

  1. 24garten
  2. Mein Garten

Walpurgisnacht: Hexen, Pflanzenbräuche und mythische Geschichten

Erstellt: 29.04.2022, 11:30 Uhr

In der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai ist Walpurgisnacht. Tanzende Hexen, Bräuche mit Pflanzen und viele Geschichten schaffen eine magische Stimmung.

Hamburg – Hexen versammeln sich auf dem Blocksberg und tanzen in wilden Reigen ums Feuer. Selbst der Teufel persönlich soll anwesend sein. Um die Walpurgisnacht ranken sich viele Geschichten, sie alle haben etwas magisches. Und auch wenn es Magie leider nicht gibt, können einige schöne Bräuche auch heute noch ausgeübt werden.

Walpurgisnacht: Hexen, Pflanzenbräuche und mythische Geschichten

Eine der berühmtesten Schilderungen der Walpurgisnacht findet sich in Goethes Faust I. Die Walpurgisnacht, also die Nacht des 30. Aprils auf den 1. Mai, gilt gemeinhin als Nacht der Hexen. Sie sollen sich auf dem Blocksberg, der eigentlich Brocken heißt und im Harz liegt, versammeln. Rituale, Feuer, magische Pflanzen, Teufelsbuhlschaft und vieles mehr soll es da geben.

Eine Anleitung für einen Hexentrank bekommen Sie hier leider nicht, dafür aber die Geschichte der Walpurgisnacht und einige Anekdoten zu Pflanzen und deren Wirkung.

Walpurgisnacht: So kam sie zu ihrem Namen

Die Walpurgisnacht verdankt ihren Namen der heiligen Walburga. Walburga war eine Benediktinerin und auch Äbtissin vom Kloster Heidenheim. Ihr Gedenktag fiel im Mittelalter auf den Tag ihrer Heiligsprechung am 1. Mai, so kam es auch zu dem Namen Walpurgisnacht für die Nacht davor. An den Tagen vor dem 1. Mai wurden zudem Glocken geläutet, das war das sogenannte Walpern. Zudem gibt es auch den „Tanz in den Mai“ als feierliche Komponente.

Unabhängig davon gilt die Nacht zwischen April und Mai aber auch als Nacht der Hexen, die sich dann auf dem Blocksberg und anderen Felsen versammeln sollen, um Feste zu feiern. Der Hexensabbat wird damit ebenfalls in Verbindung gebracht. Auch wenn Hexen vor allem dank der Hexenverfolgung einen recht schlechten Ruf haben, finden sich in den Bräuchen Ende April auch Parallelen zum keltischen Beltane (Beltaine), das am 1. Mai stattfindet und den Sommeranfang markiert. Auch dieses Fest beginnt bereits am Vorabend. Zudem sind bei Beltane beispielsweise auch Feuer und auch Parallelen zum Maibaum zu finden.

Walpurgisnacht: Bräuche rund um den ersten Mai

Insgesamt verschwimmen in der Walpurgisnacht zahlreiche Bräuche, Mythen und Rituale ineinander. Alle haben sie aber gemeinsam, dass es ein Fest der Freude ist und die Rituale dem Schutz und der Fruchtbarkeit dienen sollen. Denn mit dem Mai rückt auch der Sommer schon in greifbare Nähe.

Folgende Bräuche gibt es etwa teils auch heute noch:

  • Peitschenknallen: Mit nächtlichem Peitschenknallen sollten Dämonen abgewehrt werden. Dieser Brauch sollte das Haus und den Hof vor Unheil schützen.
  • Maibaum: Der Maibaum wird oft als Fruchtbarkeitssymbol gedeutet. Nicht in allen Regionen wird er aber am 1. Mai aufgestellt, manchmal erst an Pfingsten.
  • Feuer: Auch die Feuer sollten wohl der Abwehr von Bösem dienen. Springt man über die Glut, kann man sich laut dem Norddeutschen Rundfunk (NDR) dabei etwas wünschen. Paare sollten sich beim Springen an den Händen halten. Zudem soll es laut NDR Tiere vor Krankheiten schützen, wenn sie durch Maifeuer durch getrieben werden.

Walpurgisnacht: Pflanzen und Rituale

Wer die Walpurgisnacht ein wenig nach dem Klischee einer Hexe begehen möchte, hat einige schöne Rituale mit Pflanzen zur Auswahl. Die eignen sich natürlich nicht nur für diese Nacht.

So kann beispielsweise ein Kranz aus Gundelrebe (Gundermann) geflochten werden, einer Zauber- und Heilpflanze, die sich auch im Garten findet. Der Kranz soll helfen, Böses zu erkennen. Und ganz nebenbei schmeckt die Pflanze leicht minzig und passt wunderbar zu Desserts.

Auch Räucher-Rituale sind eine gute Idee für die Walpurgisnacht. Wie Räuchern geht, erklären wir hier. Natürlich können Sie dafür auch spezielle sagenumwobene Pflanzen wie den Holunder nutzen.

Eine tolle Idee für diese Nacht ist natürlich die allseits bekannte Maibowle oder auch Waldmeisterbowle. Eine Anleitung für die Bowle haben wir hier für Sie.

Und wer sicher gehen will, dass keine Hexen ins Haus kommen (sofern sie nicht schon da sind), kann Holunderzweige über die Tür hängen, Kreuzdorn als Abwehr nutzen oder Hexen mit Birkenreisig fernhalten. Das alles gilt natürlich nicht nur für diese eine Nacht.

Auch geweihtes Salz soll laut NDR vor der Türschwelle schützen. Ebenso soll ausgestochener Rasen vor der Tür helfen, denn die Hexen müssen dann erst mal die Grashalme zählen, ehe sie ins Haus dürfen.

Außerdem gibt es noch ein paar nette Orakel. Wenn ein unverheiratetes Mädchen in der Walpurgisnacht an einem Obstbaum rüttelt und Hundegebell ertönt, soll in dieser Richtung der zukünftige Ehemann sein. Insgesamt soll die Walpurgisnacht ideal für Liebesorakal und Fruchtbarkeitszauber sein. Auch der Schutz vor Bösem ist ein großes Thema, neben Haus und Menschen sollte vor allem auch das Vieh geschützt werden. Und wie der Mond in der Nacht auf den Mai steht, verraten die Mondkalender für April und Mai.

Auch interessant

Was kann man zur Walpurgisnacht machen?

Rituale helfen dabei, sich mit dem Fest zu verbinden. Ein Feuer im Freien, eine Feuerschale im Garten oder ein Räucherstövchen können symbolisch das Zentrum deiner Walpurgisnacht-Feier bilden. Gemeinsames Singen und Tanzen um das Feuer verstärken das Erlebnis und zaubern eine magische Atmosphäre.

Was machen die Hexen in der Walpurgisnacht?

Die Hexen treffen sich auf ihren Reisigbesen auf dem Brocken, um sich dort mit dem Teufel zu vermählen und den Winter auszutreiben. Mit Kostümen, Masken, Tanz und Gebrüll vertreiben sie mit Fackeln und dem Maifeuer die bösen Geister.

Wo treffen sich die Hexen in der Walpurgisnacht?

Felsformationen auf dem Brocken tragen bis heute die Namen „Hexenaltar“ und „Teufelskanzel“. Der Ort des Spektakels: Laut der Legende treffen sich Hexen in der Walpurgisnacht auf dem Blocksberg, besser bekannt als Brocken. Er ist der höchste Berg im Mittelgebirge Harz.

Was räuchert man in der Walpurgisnacht?

Zum Räuchern am Stövchen oder auf Kohle eignen sich in der Walpurgisnacht getrocknete Kräuter und Früchte wie Waldmeister, Gundelrebe, Wacholderfrüchte, Salbeiblätter aber auch Fichtenharz und Weihrauch. Erlaubt beim Räuchern in solchen magischen Nächten ist alles was sich intuitiv gut anfühlt.

Toplist

Neuester Beitrag

Stichworte