In seiner frühen Kindheit ein Garten Kapitel 4

Die Handlung der Geschichte selbst beginnt im Jahre 1998 in der Nähe von Wiesbaden. Es wird erzählt, dass der Sohn, um welchen es sich später handeln sollte, bereits vor 5 Jahren sein Leben im Zuge einer Festnahme ließ. Zu diesem Zeitpunkt ist noch unklar, ob sich der mutmaßliche Terrorist selbst das Leben nahm, oder von den anwesenden Polizisten angeschossen wurde und dadurch verstarb. Der Vater des toten Sohnes, der Direktor eines hiesigen Gymnasiums ist, will diesen Umstand untersuchen, weil er nicht glauben kann, dass sein eigen Fleisch und Blut zu solchen Handlungen fähig sei. Der Direktor mit dem Namen Richard Zurek ermittelt auf eigene Faust und sammelt sämtliche Informationen, die er bekommen konnte.

Zurek ist bereits auf einem Weg, auf welchem er billigend eine Klage gegen die Bundesrepublik Deutschland einreichen will. Immer weiter verstrickt er sich in die Ungereimtheiten zu den Ereignissen, die zum Tode seines Sohnes Oliver geführt haben sollen. Mit seiner Frau reist er im Zuge seiner Ermittlungen in der Bundesrepublik herum. Währenddessen bekommt der Leser einen kleinen Rückblick in die Vergangenheit, um die Umstände und Situationen der besagten Nacht genau vor Augen zu haben.

Oliver soll in jener Nacht mit seinen Freunden Katharina Blumenschläger und Bernd Emmerling unterwegs gewesen sein, welche ebenfalls der terroristischen Zugehörigkeit angeklagt wurden. Bevor das Trio jedoch festgenommen werden konnte, soll Oliver einen der Beamten vor Ort angeschossen haben, woraufhin es zum Schusswechsel kam, welcher einen verletzten Oliver hinterließ, der noch auf dem Weg ins Krankenhaus verstarb.

Kurz nach dem Tod eröffnete sich Unterstützung aus befreundeten Kreisen Olivers. Zwei seiner Freunde, wollen mithilfe des Rechtsanwalts Feuchtenberger den Tod untersuchen und eröffnen die Unterstellung, Oliver sei ermordet worden. Befragung der Gerichtsmedizin und der Untersuchenden ergaben, dass Oliver mit der Waffe weder sich selbst gerichtet, noch überhaupt einen Schuss gelöst haben soll. Unmut macht sich auch in der Politik breit und sorgt für diverse Entlassungen und Rücktritte seitens verantwortlicher Politiker.

Da sich die Aussagen der Zeugen jedoch stark widersprechen und sogar von Olivers Schwester beschuldigende Worte fallen, wird das Ermittlungsverfahren eingestellt. Zwar legt Zureks Anwalt einen Einspruch ein, wird aber rasch zurückgewiesen. Auch der Schriftverkehr der folgenden Jahre bleibt unbeantwortet.

Mit der Zeit beginnt Zurek an Staat, sich selbst und seinen Qualitäten als Lehrer zu zweifeln. Seine Frau empfindet das als Zurückweisung und so ist alles, was beiden bleibt, die Erinnerung, wie sie sich kennengelernt haben, die dem Leser in Form von weiteren Rückblicken eröffnet werden.

Lange Zeit später beruhigen sich auch die Familienverhältnisse etwas und alle feiern zusammen Zureks 73. Geburtstag. Wenngleich auch Olivers Schwester Christin verdeutlicht, dass aufgrund ihrer Zuneigung zum Glauben an die Demokratie und der Jagd des Vaters auf den Staat keine weitere Annäherung zwischen den beiden möglich ist.

Zwei Jahre später wird Katharina Blumenschläger zu lebenslanger Haft verurteilt und Zureks Klage auf Übernahme der Beerdigungskosten gegen den Staat wird abgewiesen. Aufgrund mangelnder Beweise. Das heißt zwar, dass dem Staat keine Schuld am Tod Olivers zugesprochen werden kann, rein rechtlich aber auch Oliver nicht. An diesem Punkt jedoch scheint der lange, ermüdende Kampf längst verloren und Zurek versucht fortan Schüler und Lehrer zu sensibilisieren.

Der Roman endet, wie er begann. Zurek schaut nicht, wie gewohnt, die Nachrichten, sondern kauft seiner Frau Blumen und lädt sie zum Essen ein.

Fazit

Letztendlich musste Zurek sich eingestehen, dass er gegenüber eines solch mächtigen Organs, wie dem Staat, machtlos wirkt. Die Geschichte erzählt von einem verzweifelten Kampf um Gerechtigkeit und Recht und zeigt gleichzeitig auf, wie wenig Einfluss der Lehrer tatsächlich auf Prozesse hat, die demokratisch gesteuert sind. Denn auch in einer Demokratie sieht sich der Staat über Recht und Gerechtigkeit.

2005 erschien Christoph Heins Roman mit dem Titel "In seiner frühen Kindheit ein Garten". Das Werk basiert auf einem realen Ereignis, welches sich 1993 in der Stadt Bad Kleinen abgespielt hatte. Der linksextreme RAF-Terrorist Wolfgang Grams wurde bei dem Versuch einer Festnahme angeschossen und starb laut offiziellen Aussagen durch Suizid. Andere Linksextreme hegen jedoch den Verdacht, ein Polizist hätte Grams erschossen.

RAF steht für die linksradikale terroristische Vereinigung namens Rote-Armee-Fraktion. Gegründet wurde sie 1970 in Deutschland und scheut seither nicht davor zurück, Gewalttaten zur Verwirklichung ihrer Ziele auszuüben. Dadurch wollen sie politischen Entscheidungen gegenüber Widerstand leisten.

In Heins Roman tritt Wolfgang Grams in Form der Figur Oliver Zurek auf. Olivers Vater, Richard, versucht in der Erzählung, die Wahrheit über den Tod seines Sohnes herauszufinden. Infolgedessen verklagt er den Staat und verzweifelt am deutschen Rechtssystem.

"In seiner frühen Kindheit ein Garten" – Zusammenfassung

In dieser Inhaltsangabe von "In seiner frühen Kindheit ein Garten" werden lediglich die wichtigsten Handlungspunkte des Romans wiedergegeben. Zur besseren Übersichtlichkeit ist der Inhalt in Abschnitte unterteilt, die jedoch nicht mit der Struktur im Originalwerk übereinstimmen.

Der Fall Zurek

Die Handlung des Romans beginnt im Sommer 1998 in einer Kleinstadt in der Nähe von Wiesbaden. Richard Zurek ist der Direktor eines Gymnasiums und Vater des verstorbenen Oliver Zurek. Oliver war vor fünf Jahren ums Leben gekommen als er aufgrund seiner Mitgliedschaft bei der Terrororganisation RAF festgenommen werden sollte. Während der Festnahme soll Oliver einen Polizisten erschossen haben. Daraufhin wurde seitens der Polizei das Feuer eröffnet und Oliver wurde angeschossen.

Die Umstände, unter denen Oliver gestorben war, sind bis heute unklar. Einigen Berichten zufolge soll Oliver Suizid begangen haben, nachdem er den Polizisten erschossen hatte. Richard bezweifelt dies jedoch und klagt gegen den Staat. Er vermutet, ein Polizist hätte Oliver erschossen. Richard und seine Frau Friederike reisen infolgedessen zum Bahnhof, an dem Oliver gestorben war, um mehr herauszufinden. Jedoch haben sie keinen Erfolg.

Kuriose Umstände

An dieser Stelle setzt ein Rückblick ein. Kurz nach Olivers Tod waren seine Freunde Karin und Gerd zu Besuch bei Olivers Eltern. Zusammen mit ihnen war auch der Anwalt der Zureks, Feuchtenberger, erschienen. Karin hatte behauptet, Oliver wäre erschossen worden und Feuchtenberger riet der Familie, eine Obduktion durchführen zu lassen. Die Gerichtsmediziner schlossen jedoch Suizid als Todesursache aus.

Eine Obduktion ist ein medizinischer Vorgang, bei dem die Todesursache eines Leichnams untersucht wird.

Olivers ältere Schwester Christin Zurek wollte von den Nachforschungen ihrer Eltern nichts wissen. Für sie war Oliver ein Terrorist und sie befand ihn für schuldig. Besonders Richard zweifelte zunehmend an der Glaubwürdigkeit der offiziellen Aussagen. Die Zeugenaussagen und Ergebnisse von Untersuchungen widersprachen sich und der Innenminister sowie der Generalbundesanwalt traten von ihrem Amt zurück. Sieben Monate nach Olivers Beerdigung wurde das Verfahren schlussendlich eingestellt.

Feuchtenberger vermutete, dass das Verfahren manipuliert wurde und legte daraufhin im Auftrag von Richard Beschwerde ein. Als die Beschwerde zurückgewiesen wurde, gab Richard allerdings nicht auf. Er verfasste weitere Briefe an die Behörden, die jedoch unbeantwortet blieben.

Misstrauen und Geheimnisse

Einige Zeit später traf Richard auf einen alten Freund namens Lutz Immenfeld. Lutz hatte von dem Vorfall gehört und riet Richard, den Staat auf die Beerdigungskosten von Oliver zu verklagen. Damit sollte der Prozess erneut erzwungen und hoffentlich auch ein Schuldeingeständnis erwirkt werden.

Nun kommt die Handlung in der Gegenwart des Romans an, die in den ersten Kapiteln gezeigt wurde. Es kommt zur Verhandlung der Beerdigungskosten vor Gericht. Die Klage wird allerdings aufgrund mangelnder Beweise abgewiesen. Gleichzeitig bedeutet dies jedoch auch, dass Oliver offiziell für unschuldig befunden wird.

Richard kann sich über den Teilerfolg nicht freuen. Er ist zu enttäuscht von den Erfahrungen, die er im Laufe der Jahre gemacht hat. Er beruft eine Versammlung in dem Gymnasium ein, in dem er arbeitet. Dort verkündet Richard vor Schülerinnen und Schülern sowie Lehrenden, dass er seinen Eid widerrufen und seinen Beruf als Direktor niederlegen werde.

Treten Lehrende in ihren Beruf ein, leisten sie einen sogenannten Sokratischen Eid. Dieser ist nicht rechtlich bindend, sondern soll als Orientierung dienen. Darin geloben Lehrkräfte, sich dem Wohl ihrer Schüler, aber auch der Gesellschaft, den Eltern und Kollegen zu verpflichten.

"In seiner frühen Kindheit ein Garten" – Charakterisierung / Figurenkonstellation

Damit Du einen besseren Überblick über die Figuren in "In seiner frühen Kindheit ein Garten" erhältst, findest Du im Folgenden die Charakterisierungen der wichtigsten Handlungsträger.

Dr. Richard Zurek

  • ist der Vater von Oliver, Christin und Heiner
  • war ehemals als Gymnasialdirektor beschäftigt
  • ist verheiratet mit Friederike
  • möchte die Wahrheit über Olivers Tod herausfinden
  • verzweifelt an den staatlichen Behörden
  • legt sein Amt als Direktor nieder und widerruft seinen Eid

Christin Zurek

  • ist die ältere Schwester von Oliver
  • arbeitet als Lehrerin
  • lehnt die Haltung ihrer Eltern ab und hält Oliver für schuldig
  • bleibt durchgehend staatstreu und schämt sich für ihre Familie

Feuchtenberger

  • ist als Anwalt der Zureks tätig
  • möchte für Gerechtigkeit kämpfen
  • unterstützt Richard in seinem Vorhaben
  • bleibt durchgehend objektiv und warnt Richard vor Konsequenzen

"In seiner frühen Kindheit ein Garten" – Analyse

Christoph Heins Roman "In seiner frühen Kindheit ein Garten" kann keiner spezifischen Epoche zugeordnet werden. Am ehesten ließe er sich in der Gegenwartsliteratur (1990 und danach) verorten. Jedoch ist "Gegenwartsliteratur" ein sehr weiter Begriff und umfasst viele verschiedene Motive und Stile. Da die Epoche derzeit noch andauert, ist es außerdem nicht möglich, die Epoche vollständig zu definieren. Dafür muss feststehen, wann sie endet und was sie alles einschließt.

Sprache

Heins Roman "In seiner frühen Kindheit ein Garten" verwendet die Erzählperspektive eines auktorialen Erzählers. Das bedeutet, der Erzähler weiß über alles in der Handlung Bescheid und kennt auch die Gedanken und Gefühle aller Figuren. Dies kannst Du bereits im ersten Kapitel erkennen. Der Erzähler gibt zunächst die Überlegungen Friederikes wieder, doch erzählt kurz danach auch von der Wahrnehmung Richards:

Als sie wieder auf die Uhr schaute, bemerkte sie, dass der Zeiger kaum weitergerückt war, es waren nur zwei oder drei Minuten vergangen.

[...]

Beim Kaffeetrinken war ihm der Löffel zweimal aus der Hand gefallen, und den Kuchen hatte er, ohne es zu bemerken, zerkrümelt, während er mit ihr sprach.1

Der Erzähler bewertet die Handlung nicht, sondern verwendet neutrale Formulierungen. Dies gelingt auch dadurch, dass viele Dialoge in der Erzählung auftreten. Sowohl Figuren als auch Erzähler gebrauchen eine einfache Sprache. Auffällig sind jedoch die zahlreichen detaillierten Beschreibungen, wie auch am Anfang des Romans zu sehen ist:

Sie schaute auf die Uhr, die neben dem Fernseher an der Wand stand. Es war ein alter Regulator, den sie von seinen Eltern vor Jahrzehnten zu ihrer Hochzeit geschenkt bekommen hatten, ein hoher hölzerner Kasten, in dem hinter einer Glasscheibe ein Pendel schwang.1

Aufbau

Die Handlung spielt in einem Zeitraum von etwa fünf Jahren. Um die Ereignisse dieser Zeitspanne einfangen zu können, werden von Hein Zeitsprünge und Rückblenden eingebaut. Die Erzählung beginnt in der Gegenwart des Romans, also im Jahr 1998. In einem späteren Kapitel springt der Roman dann in die Vergangenheit, um von den Ereignissen zu berichten, die kurz nach Olivers Tod eintraten.

Diese Erzähltechnik wird mehrmals angewandt, um unterschiedliche Lebensabschnitte zu zeigen. Dadurch können unwichtige Zeitspannen übersprungen werden. Am Ende des Romans kehrt die Handlung in die Gegenwart zurück und wird dort fortgesetzt. Das Erzählen erfolgt also nicht chronologisch, sondern anachronisch. Das heißt, es wird nicht in der Reihenfolge erzählt, wie die Ereignisse passiert sind.

"In seiner frühen Kindheit ein Garten" – Interpretation

Es lassen sich im Laufe der Erzählung unterschiedliche Motive finden. Eines davon ist das Motiv der Zeit. Wiederholt werden Uhren, Pendeln o. ä. erwähnt und auf Zeitangaben verwiesen. Bereits zu Beginn des Romans wird berichtet, dass die Uhr der Zureks von Richard nicht richtig eingestellt wurde und deshalb die Zeit nicht richtig anzeigt. Damit wird der Leserschaft nicht nur eine zeitliche Einordnung zur Orientierung geliefert. Es wird auch deutlich, dass die Wirklichkeit nicht mit dem übereinstimmt, was sinnlich wahrnehmbar ist.

Auffällig ist zudem, dass die Zahl fünf häufig auftaucht. Beispiele hierfür sind die fünf Jahre zwischen der Gegenwart und Olivers Tod oder die fünf Freunde, die bei der Beerdigung im kleinen Kreis zugegen waren. Die Ziffer 5 ist ein Symbol und steht für den Menschen. Ihr vermehrtes Auftreten im Roman könnte als Verweis auf die Menschlichkeit und Emotionalität in der Familie Zurek gedeutet werden. Im Fokus der Erzählung steht nämlich nicht die Auflösung von Olivers Fall, sondern der familiäre Konflikt der Zureks.

In diesem Sinne kann auch die Bedeutung vom Titel "In seiner frühen Kindheit ein Garten" erschlossen werden. Der Garten symbolisiert eine Idylle. Mit Olivers Tod verschwindet die Idylle in der Familie und weicht den Problemen, die der Prozess und sein Nachruf mit sich bringen.

Christoph Hein – "In seiner frühen Kindheit ein Garten"

Christoph Hein ist ein deutscher Autor, der am 08. April 1944 in einem polnischen Dorf namens Heinzendorf geboren wurde. Er ist der Sohn eines evangelischen Pfarrers und floh nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs (1939–1945) mit seiner Familie nach Thüringen. 1960 besuchte er dann ein Internat im Westen Berlins, während die restliche Familie nach Ost-Berlin zog.

Der Zweite Weltkrieg (1939–1945) wurde hauptsächlich zwischen Deutschland und den Alliierten (USA, Sowjetunion) geführt. Der deutsche Diktator Adolf Hitler hatte ihn durch einen Angriff auf polnisches Gebiet ausgelöst. Mehr Informationen erhältst Du in der Erklärung "Zweiter Weltkrieg" im Fach Geschichte hier auf StudySmarter!

Als 1961 dann der Mauerbau erfolgen sollte, entschied sich Hein, bei seiner Familie in Ost-Berlin zu bleiben. Dadurch wurde verhindert, dass er seinen Abschluss machen konnte. Hein arbeitete daraufhin als Montagearbeiter und Kellner, entdeckte aber auch seine Liebe zur Literatur als Buchhändler, Journalist und Regieassistent. 1964 holte er sein Abitur an einer Abendschule nach.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Deutschland zwischen den Siegermächten aufgeteilt. Berlin lag sowohl im Gebiet der westlichen Mächte, als auch der Sowjetunion. Als vermehrt Menschen aus dem Osten in den Westen flohen, wurde eine Mauer durch Berlin gezogen, um dies zu verhindern.

Zwei Jahre später heiratete Hein die Filmregisseurin Christiane Hein, die allerdings 2002 bereits verstarb. Mit ihr hat er zwei Söhne. In den Jahren 1967 bis 1971 studierte er Philosophie und Logik und wurde 1973 schließlich Dramaturg an der Volksbühne Berlin. Ab 1979 wurde er dann auch als freier Schriftsteller tätig. Mit seinen Werken gewann er eine Vielzahl an Preisen. Darunter den Heinrich-Mann-Preis der Akademie der Künste (1982) und den Literaturpreis des Verbandes deutscher Kritiker (1984).

Toplist

Neuester Beitrag

Stichworte