Die Wege des Herrn sind unergründlich Latein

Unergründlichkeit (mhd. „unergruntlich, gegentheil des durch rückbildung gewonnenen ergründlich“)[1] ist ein Ausdruck, der zuerst in der mystischen Literatur des Mittelalters verwendet wurde und der Wiedergabe unterschiedlicher griechischer und lateinischer Begriffe und theologischer Topoi diente.[2]

Religion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Röm 11, 33 pries Paulus (in der Übersetzung Martin Luthers) die „Wunderwege Gottes“ (Röm 11,33 EU) und sprach hymnisch von der „Tiefe des Reichtums“ und der „Weisheit und der Erkenntnis Gottes“: Wie „unbegreiflich...und unerforschlich“ seien seine Wege.

In der Vulgata wurden Ausdrücke wie „incomprehensibilia“ (Luther: „unbegreiflich“) und „investigabiles“; („unerforschlich“) verwendet. An sie sowie an den in altlateinischen Bibelübersetzungen vorkommenden Terminus „inscrutabilis“ schlossen sich in der Patristik Aussagen über die Unerforschlichkeit der Gerichte, der Ratschläge, der Weisheit, Gnade und Tiefe Gottes an.

Nach Gregor von Nyssa habe der Apostel zeigen wollen, dass menschlichen Gedanken der Weg zur Erkenntnis des göttlichen Wesens unzugänglich sei.[2]

Im Mittelalter wurde die Stelle im Römerbrief eingeschränkt verstanden: Die Vollendung der göttlichen Absichten könne nicht erkannt werden, solange deren Vollzug noch andauere.[3]

Philosophiegeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Immanuel Kant sprach von der Unergründlichkeit in einem ethischen Zusammenhang. Er stand immer wieder vor der Frage, ob die Triebfeder, den kategorischen Imperativ zu befolgen, die Vorstellung des Gesetzes selbst sei oder aus anderen sinnlichen Antrieben herrühre. Da für ihn die „Tiefen des menschlichen Herzens“ unergründlich waren, sei dies nicht eindeutig zu beantworten. Es könnten durchaus Motive im Spiel seien, die sich am eigenen Vorteil orientierten.[4]

Die uneinheitliche Strömung der Lebensphilosophie, die sich Ende des 19. Jahrhunderts etablierte und in zwei Richtungen von Henri Bergson und Wilhelm Dilthey vertreten und formuliert wurde, gab dem Begriff eine neue Bedeutung.

Die Wesen des Lebens wurde hier nicht im Hinblick auf ein gegenüberstehendes Transzendentes bestimmt, sondern als immanente Bewegung des über sich hinausdrängenden Lebens selbst. Diese Bewegung kam etwa im Symbol der Flamme oder des Flusses zum Ausdruck, im Übermenschen bei Friedrich Nietzsche oder im „Sich-Überschreiten“ bei Rainer Maria Rilke. So gewann die häufig betonte „Unergründlichkeit“ des Lebens einen besonderen Sinn: Nicht nur negativ kann das Leben durch die „groben Maschen des Verstandes“ nicht eingefangen werden und bleibt unbegreiflich. Auch positiv ist es ein schöpferisches Prinzip, das sich selbst erweitert und jeden vorgegebenen Bestand überschreitet.[5]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. So belegt im Deutschen Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm
  2. ↑ a b Historisches Wörterbuch der Philosophie, Unergründlichkeit, Bd. 11, S. 147.
  3. Historisches Wörterbuch der Philosophie, Unergründlichkeit, Bd. 11, S. 147–148.
  4. Immanuel Kant: Die Metaphysik der Sitten, Zweiter Teil, Metaphysische Anfangsgründe der Tugendlehre, Von der Pflicht gegen sich selbst, § 22, Werkausgabe Band. 8, S. 583.
  5. Die Religion in Geschichte und Gegenwart, Lebensphilosophie, Band 4, S. 255.

Belege#

[Beleg 1] (Abschnitt Bedeutung(en)):

Weil ihm der Prozess wegen Beleidigung des Staatsgründers Atatürk gemacht werden sollte, floh er nach Deutschland. Dort habe er zu seiner wahren Identität gefunden, so Mezarci. Und wieder einmal sind die Wege des Herrn unergründlich . T00/NOV.54539 die tageszeitung, 24.11.2000, S. 2, Ressort: Aktuelles; was fehlt

[Beleg 2] (Abschnitt Bedeutung(en)):

Stoiber wiederum sorgt inzwischen selbst in der eigenen Parteizentrale für Verwirrung. „Manchmal sind die Wege des Herrn unergründlich ”, entfuhr es einem CSU-Sprecher, nachdem er erfahren hatte, dass sein Chef nun doch kein Fernsehduell mit Lafontaine wolle. Am Vormittag hatte er noch wortreich begründet, warum es eine Super-Idee Stoibers gewesen sei, den Ex-SPD-Chef zu einem Livegespräch herauszufordern. T05/AUG.02706 die tageszeitung, 16.08.2005, S. 5; Merkel in Erklärungsnot im Osten

[Beleg 3] (Abschnitt Bedeutung(en)):

Die Wege des Herrn sind unergründlich , heißt es. Doch die seiner Hirten sind es manchmal auch. Was veranlaßt eine Zollbeamtin und Gewerkschafterin, nach Jahren der Verwaltungslaufbahn und des politischen Engagements noch einmal "umzusatteln", Theologie zu studieren und anschließend hinaus aufs flache Land zu gehen, um die Worte Jesu zu predigen? R98/MAR.20021 Frankfurter Rundschau, 11.03.1998, S. 6, Ressort: LOKAL-RUNDSCHAU; Frauenbewegt und gewerkschaftlich engagiert: Leonore Leonberger ist seit Januar 1997 Pfarrerin in Assenheim

[Beleg 4] (Abschnitt Gebrauchsbesonderheit(en)):

Die Wege des Herrn sind unergründlich : Die katholische Kirche in Indien produziert erstmals einen Bollywood-Film. T05/JUL.02443 die tageszeitung, 14.07.2005, S. 16; unterm strich

[Beleg 5] (Abschnitt Gebrauchsbesonderheit(en)):

Amoklauf: "Gottes Wege sind unergründlich " Bei Trauerfeierlichkeiten findet Pfarrer keine Erklärung für die Wahnsinnstat des Waffennarren O98/AUG.81916 Neue Kronen-Zeitung, 22.08.1998, S. 10; Amoklauf: "Gottes Wege sind unergründlich"

[Beleg 6] (Abschnitt Varianten - Formvarianten):

Seither sinniert man in Belgrad über seine Motive. Djindjics Anhänger befürchten, dass Legija einen Deal mit der neuen, rechtskonservativen Regierung ausgehandelt haben könnte und straffrei bleibt. Gottes Wege sind eben manchmal unergründlich . Auch in Serbien. B04/MAI.31961 Berliner Zeitung, 04.05.2004; DJINDJIC-ATTENTAT [S. 1]

[Beleg 7] (Abschnitt Varianten - Formvarianten):

Im Jahre 1961 starb mein Bruder Willi von drei Kindern weg, seine Frau fünf Jahre zuvor. Mein Mann und ich beschlossen, eines seiner Kinder bei uns aufzunehmen, das war Alex, der Älteste, der sich heute um mich kümmert. Ich hoffe, dass es so richtig war. Gottes Wege sind unerforschlich. A99/MAI.35374 St. Galler Tagblatt, 20.05.1999, Ressort: RT-FUL (Abk.); Eva Frei-Grüninger, Widnau

[Beleg 8] (Abschnitt Varianten - Ersetzung von Komponenten):

Warum gelingt Altaquito Publikationen mit ihren Erstübersetzungen von angloamerikanischer Beat-Lyrik nicht, was der Verlag Fandango leidlich mit "etwas anderen Reiseführen" schafft? Die Wege der Leserschaft sind unergründlich . T95/NOV.51606 die tageszeitung, 28.11.1995, S. 23, Ressort: Kultur; Poesiehäppchen an Bleisatz

[Beleg 9] (Abschnitt Varianten - Ersetzung von Komponenten):

Die Wege des Scheiterns sind unergründlich , doch am Ende steht ein gebrochener Mensch, verzagt, verzweifelt, vernichtet: ein Loser. RHZ07/MAI.22471 Rhein-Zeitung, 23.05.2007; Gescheitert und Spaß dabei

Was bedeutet die Wege des Herrn sind unergründlich?

Wörtliche Übersetzung: "Gottes Wege sind rätselhaft."

Wo steht die Wege des Herrn sind unergründlich?

In Röm 11, 33 pries Paulus (in der Übersetzung Martin Luthers) die „Wunderwege Gottes“ (Röm 11,33) und sprach hymnisch von der „Tiefe des Reichtums“ und der „Weisheit und der Erkenntnis Gottes“: Wie „unbegreiflich...und unerforschlich“ seien seine Wege.

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