Der unterschied zwischen von bethlehem zu bethlehem

In Bethlehem im Westjordanland, nach christlicher Überlieferung die Geburtsstadt Jesu, werden tausende Besucher zu den Weihnachtsfeierlichkeiten erwartet. Die Hotels sind über die Weihnachtstage voll ausgebucht. Bethlehem rechnet in diesem Jahr mit einer Rekordzahl von bis zu zwei Millionen Besuchern.

8. April 2017, 21:58

Mittagsjournal, 24.12.2010

"Alles okay"

Es ist beinahe paradox: Der Nahost-Friedensprozess ist soeben wieder einmal zusammengebrochen, die Weltwirtschaft quält sich durch eine Dauerkrise, aber die Bürger von Bethlehem wirken gelassen und zufrieden wie schon lange nicht, etwa der Fremdenführer Nasser Alawi: "Alles ist okay – wir haben viele Menschen, die nach Bethlehem kommen, weil jetzt alles sicher ist und es keine Probleme gibt, die wirtschaftliche Lage ist viel besser als in den letzten Jahren, das können wir fühlen und sehen."

Einreiserekord

Die Statistik bestätigt das Gefühl. Israel meldet für 2010 einen neuen Einreiserekord, wobei die Zahl der christlichen Touristen und Pilger sich im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt hat. Und Bethlehem hat davon einen großen Happen abbekommen, freut sich Bürgermeister Victor Batarseh: "Wir hatten noch nie so eine gute Saison. Bis jetzt hatten wir schon 1.450.000 Besucher, unsere Hotels waren das ganze Jahr über fast voll und sind es auch jetzt zu Weihnachten."

Touristen am Fließband

Zu beklagen gibt es für den Bürgermeister und das Volk in seinem 30.000-Seelen-Städtchen natürlich noch immer viel - vor allem die Mauer, die Bethlehem vom nahen Jerusalem trennt. Ausländische Besucher werden an der hässlichen Kontrollstation von den israelischen Soldaten meist einfach durchgewunken, besonders in der Weihnachtszeit ist man kulant. Die Geschäftsleute in Bethlehem stört es dabei nach wie vor, dass die Besucher nicht lang genug bleiben – "sie geben bei uns nicht genug Geld aus", sagt Mohammed Souwa, der am Altstadtmarkt einen Souvenirladen hat: "Die Touristen besichtigen nur die Kirche und fahren gleich nach Jerusalem zurück, sie kaufen in Bethlehem nichts ein."

Russen, Philippinen, Amerikaner

Auf dem Krippenplatz bekommt man in vielen Sprachen erklärt, dass man hier vor der ältesten in Gebrauch stehenden Kirche der gesamten christlichen Welt steht, der Geburtsbasilika. Heuer scheinen es besonders viele Gruppen aus Russland zu sein, die in die Grotte hinunter drängen, wo der Überlieferung nach Jesus Christus geboren wurde. Zum bunten Weihnachtsbild in Bethlehem gehören nicht nur die Touristen aus allen Erdteilen, sondern etwa auch die vielen philippinischen Gastarbeiterinnen, die in Israel beschäftigt sind, und natürlich die Palästinenser der verschiedenen christlichen Bekenntnisse. Michael Abu Sada ist ein halber Einheimischer, er ist ein katholischer Jordanier, der seit vielen Jahren in Las Vegas lebt: "Ich bin so glücklich, diese Kirche zu sehen, zu fühlen, dass Jesus noch in unserem Herzen ist, das kann man nicht beschreiben, das ist etwas Besonderes." Und seine junge Tochter Christina hat das Gefühl, dass sie "hierhergehört".

Friede in Bethlehem

Ungemindert ist die Sorge der Christen im Heiligen Land darüber, dass ihre ohnehin schon winzige Gemeinschaft weiter dahinschwindet – wegen der geringen Geburtenrate und wegen der Auswanderung. Seit Jahrzehnten treibt die politische und wirtschaftliche Ungewissheit palästinensische Christen zu Zehntausenden weg, vor allem nach Nord- und Südamerika. Eine große Rolle spielt dabei der Konflikt mit den Israelis, und man hört auch immer wieder von Reibereien zwischen Christen und Muslimen. In Bethlehem gibt es das nicht, versichert Fremdenführer Alawi, der selbst muslimisch ist: "Es gibt keinen Unterschied zwischen Christen und Muslimen. Das hier ist ein christliches Haus und das ein muslimisches Haus, und drinnen lebt vielleicht rechts eine christliche Familie und links eine muslimische. Das bedeutet, wir sind hier eine Familie, Christen und Muslime."

Druck auf Minderheit

Differenzierter sieht das Alex Awad, Dekan des christlichen Bibel College in Bethlehem. "Niemand kann ehrlicherweise sagen, dass die Christen in Bethlehem durch die Muslime verfolgt werden. Aber es gibt einen Druck. Die kleine Minderheit der Christen spürt das schwere Gewicht der islamischen Mehrheit. Das kann sich darin ausdrücken, wie sie auf Christen herabblicken, auf die Art, wie Christen sich kleiden, und sie haben eben Mehrheitsregeln, Mehrheitsgesetze."

"Reißt die Mauern nieder!"

Trotzdem ist der Bürgermeister von Bethlehem traditionell immer ein Christ. Und wie könnte es in dieser Weltgegend anders sein: Victor Batarsehs Weihnachtsbotschaft ist natürlich auch ein bisschen politisch angehaucht: "Ich sage zu den Bürgern von Österreich und der ganzen Welt: Kommt her, brecht diese Trennmauern nieder – nicht physisch, sondern psychologisch – und seid standhaft mit den Bürgern von Bethlehem an den Heiligen Stätten."

Wie heißt Bethlehem heute?

Bethlehem (auch Betlehem, Efrata; hebräisch בית לחם, Bet Leḥem, arabisch بيت لحم Bait Lahm, DMG Bayt Laḥm) ist eine Stadt im Westjordanland mit 29.930 Einwohnern. Die Stadt gehört zu den Palästinensischen Autonomiegebieten und grenzt im Norden an Jerusalem. Sie beheimatet zwei Universitäten.

Was bedeutet das Wort Bethlehem?

Bethlehem ist eine Stadt im Westjordanland und sie ist heutzutage vor allem für das Christentum ein wichtiger Ort, da sich hier der Geburtsort Jesus Christus befindet. Die Bedeutung des Namens ist uneindeutig, einige Forscher sind der Ansicht, dass Bethlehem „Haus des Brotes“ oder „Haus des Fleisches“ bedeutet.

Ist Jesus in Nazareth oder Bethlehem geboren?

Deshalb nehmen Historiker heute meist an, dass Jesus in Nazareth geboren, seine Geburt aber später nach Betlehem verlegt wurde, um ihn gegenüber Juden als Messias zu verkünden.

Wo liegt Nazareth und Bethlehem?

Bethlehem in Galiläa (hebräisch בֵּית לֶחֶם הַגְּלִילִית Bejt Leḥem ha-Glilit, deutsch ‚Galiläisches Bethlehem') ist eine kleine, genossenschaftlich organisierte, ländliche Siedlung (Moshav) des Regionalverbandes Emek Jizre'el im Nordbezirk Israels zwischen Haifa und Nazaret.