Das sagt biontech zur neuen virus-variante

Der Chef des Pharma-Unternehmens Biontech, Ugur Sahin, stellt eine schnelle Auslieferung neuer Corona-Impfstoffe in Aussicht. Diese sollen auf die Omikron-Varianten abgestimmt sein. "Wir können sehr zeitnah ausliefern, hoffentlich ab Anfang September", sagte er in einem Interview mit dem "Spiegel" (Bezahlinhalt). Allerdings steht noch die Zulassung der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) aus.

Sein Unternehmen sei gerade dabei, die letzten Dokumente zur Zulassung der neuen Impfstoffe bei der EMA einzureichen, sagte Sahin: "Es ist das erste Mal, dass ein adaptierter Impfstoff zugelassen wird. Die Zulassungsbehörden wollten eine ganze Reihe zusätzlicher klinischer Daten sehen."

Gleich zwei Impfstoffe gegen Omikron

Es geht dabei um gleich zwei Produkte. Sahin sagte dem "Spiegel", er erwarte zunächst die Zulassung des Impfstoffs, der auf dem ursprünglichen Omikron-Subtyp BA.1 basiert. Biontech habe inzwischen aber auch einen weiteren Impfstoff für den nun dominanten Subtyp BA.5 entwickelt und produziert. Dieser werde vermutlich nur wenig später zugelassen.

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Grundsätzlich bestehe zwischen den beiden Impfstoffen kein großer Unterschied, sagte Sahin: "Beide haben in Untersuchungen gezeigt, dass sie im Vergleich zum ursprünglichen Impfstoff eine klar überlegene Antikörperantwort auf Omikron produzieren." Es gebe aber deutliche Hinweise, dass ein BA.5-Impfstoff noch besser gegen BA.5 wirkt. Gleichzeitig könne demnächst eine Variante auftauchen, die wieder näher an BA.1 liegt.

Omikron-Anteil liegt bei 99,8 Prozent

Der bisherige Biontech-Impfstoff ist gegen die Omikron-Variante weniger wirksam als gegen den sogenannten Wildtyp des Virus. Deswegen hat Biontech genau wie der US-Konzern Moderna die Entwicklung neuer Impfstoffe versprochen.

Die verschiedenen Omikron-Subtypen machen nach Auskunft von Sahin inzwischen 99,8 der Coronavirus-Erreger aus. "Das Virus mutiert in hoher Geschwindigkeit weiter", sagte Sahin dem "Spiegel". "Es ist deswegen wichtig, dem Immunsystem bereits jetzt möglichst viele dieser mutierten Positionen zu zeigen, damit es dazulernt und auch nachkommende Varianten erkennt."

Künftig will der Biontech-Chef auf die Verbreitung neuer Coronavirus-Varianten schneller reagieren können. "Wir haben ein Frühwarnsystem entwickelt, das mithilfe von künstlicher Intelligenz ständig die Entwicklung des Virus analysiert", sagte er. Anschließend werde eine "Top-100-Liste der zu beobachtenden Varianten" erstellt. (AFP/fab)

Neue Studie: Darum werden viele Omikron-Infektionen nicht bemerkt

Aktualisiert am 19.08.2022, 17:16 Uhr

In Deutschland ist die Corona-Variante BA.5 zur Zeit vorherrschend. In einer aktuellen Studie haben Forscher herausgefunden, dass viele Menschen womöglich gar nichts von ihrer Omikron-Infektion wussten.

Sechs Corona-Impfstoffe sind in der EU zugelassen, fünf werden in Deutschland verimpft. Drei an Omikron angepasste Vakzine von Biontech und Moderna haben mittlerweile ebenfalls die EU-Zulassung.

Drei Omikron-Vakzine haben im September die EU-weite Zulassung als Booster erhalten: zwei Impfstoffe von Biontech und Moderna, die an die Subvariante BA.1 angepasst sind, sowie ein weiterer Omikron-Booster von Biontech, der gegen die dominierenden Subvarianten BA.4 und BA.5 schützen soll. Die beiden an BA.1 angepassten Impfstoffe werden bereits in Deutschland verimpft. Das Vakzin gegen BA.4 und BA.5 ist seit Ende September vereinzelt verfügbar.

Neben den beiden mRNA-Impfstoffen von Biontech und Moderna werden in Deutschland aktuell noch das proteinbasierte Vakzin von Novavax sowie der Vektor-Impfstoff von Johnson & Johnson (Impfstoff Jcovden, vormals Janssen) verimpft. Der Vektor-Impfstoff von AstraZeneca ist in der EU nicht mehr erhältlich. Ein weiteres Vakzin, der Totimpfstoff von Valneva, ist seit Juni EU-weit zugelassen und ist nun auch in Deutschland erhältlich.

Biontech und Moderna mit ersten Omikron-Impfstoffen

Die Hersteller Biontech und Moderna haben ihre mRNA-Impfstoffe in den letzten Monaten angepasst, um die Wirksamkeit gegen die Omikron-Variante zu erhöhen. Anfang September erteilte die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) den Omikron-Impfstoffen von Biontech und Moderna die Zulassung als Booster. Beide Vakzine wurden für die Omikron-Subvariante BA.1 entwickelt, sollen aber auch vor den aktuellen Omikron-Varianten BA.4 und BA.5 schützen. Kurz darauf folgte die Zulassung eines an BA.4 und BA.5 angepassten Impfstoffs von Biontech. Ein entsprechender Impfstoff von Moderna wird derzeit noch geprüft. Der Hersteller Novavax arbeitet ebenfalls an einem Omikron-Vakzin.

Grundimmunisierung und Booster

Für die Grundimmunisierung gegen das Corona-Virus sind zunächst zwei Impfungen, je nach Impfstoff im Abstand von drei bis sechs Wochen erforderlich. Der volle Impfschutz tritt etwa 14 Tage nach der zweiten Impfung ein. Nach sechs Monaten sollte eine Auffrischungsimpfung (Booster) erfolgen. Dieses Impfschema empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) allen Menschen ab zwölf Jahren. Die Auffrischungsimpfungen sollten mit den neuen, an die Omikron-Varianten angepassten Vakzinen von Biontech und Moderna (ab 30 Jahren) erfolgen.

Zweiter Booster für Menschen ab 60

Menschen ab 60 Jahren, Pflegeheimbewohnern, Beschäftigten im Gesundheitsbereich sowie allen Kindern ab 5 Jahren mit einem erhöhten Risiko für schwere COVID-19-Verläufe infolge einer Grunderkrankung rät die Stiko zudem zu einer vierten Impfung ("zweiter Booster") frühestens drei Monate nach der ersten Booster-Impfung.

Welcher Impfstoff für Kinder, Jugendliche und Schwangere?

Auch Kindern und Jugendlichen empfiehlt die Stiko die Impfung.

Kinder und Jugendliche sollten sich laut Stiko entweder mit dem Präparat von Biontech oder mit dem Wirkstoff von Novavax impfen lassen. Fünf- bis elfjährigen Kindern empfiehlt die Stiko die Impfung mit nur einer Impfdosis. Ausnahme: Kinder dieser Altersgruppe mit Vorerkrankungen. Sie sollten sowohl eine zweite als auch zwei Auffrischungsimpfungen erhalten. Auch gesunde Kinder unter zwölf Jahren mit engem Kontakt zu Personen, die zu Risikogruppen zählen, sollten sich zweimal impfen lassen. Geimpft werden sollte laut Stiko-Empfehlung vorzugsweise mit dem Kinderimpfstoff von Biontech. Alternativ sei aber für Kinder von sechs bis elf Jahren auch die Verwendung des Kinderimpfstoffs von Moderna möglich.

Das empfiehlt die Stiko (Empfehlung vom 18. August 2022 sowie Beschlussentwurf vom 20. September)

Impfung gegen Covid-19 für alle ab 12 Jahre (Grundimmunisierung mit zwei Impfdosen):

  • ab 12 Jahre: Biontech oder Novavax
  • ab 30 Jahre: auch Moderna möglich
  • ab 18 bis 50 Jahre: auch Valneva möglich
  • Schwangere (ab dem zweiten Trimester) und Stillende: Biontech
  • ab 60 Jahre: Biontech, Moderna, Novavax oder Johnson & Johnson
Erste Auffrischungsimpfung (Booster) für alle ab 12 Jahre:
  • nach sechs Monaten mit einem an Omikron angepassten mRNA-Impfstoff von Biontech oder Moderna (Menschen unter 30 Jahre und Schwangere nur mit Biontech)
Zweite Auffrischung (zweiter Booster) für alle ab 60 Jahre, Risikopatienten, Pflegeheimbewohner und Personal im Gesundheits- und Pflegebereich:
  • frühestens drei Monate nach der Auffrischungsimpfung, vorzugsweise mit einem an Omikron angepassten mRNA-Impfstoff
Impfung für Kinder ab 5 Jahre:
  • einmalige Impfstoffdosis mit Kinderimpfstoff, bevorzugt Biontech, Moderna möglich
  • bei engem Kontakt zu Risikogruppen: zweimalige Impfstoffdosis mit Kinderimpfstoff, bevorzugt Biontech, Moderna möglich
  • Kinder mit Vorerkankungen: zweimalige Impfung mit Kinderimpfstoff plus zweimaliger Booster, bevorzugt Biontech, Moderna möglich

Nebenwirkungen bei Moderna und Biontech meist mild

Zu den häufigsten Beschwerden nach einer Impfung mit Biontech oder Moderna gehören Schmerzen an der Einstichstelle, Abgeschlagenheit, Kopf- und Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen und grippeähnliche Symptome. Die Beschwerden sind meist gering ausgeprägt und treten eher bei jüngeren Menschen auf.

Novavax-Impfstoff: proteinbasiertes Vakzin

Seit Februar 2022 ist das Vakzin Nuvaxovid des US-Herstellers Novavax in Deutschland erhältlich. Dieser Impfstoff ist ein sogenannter proteinbasierter Impfstoff mit Virusantigen. Er enthält keine abgetöteten Virusbestandteile, die direkt aus dem Coronavirus gewonnen werden, sondern gentechnisch hergestellte Virus-Proteine und zählt daher nach einer engeren Definition nicht zu den Totimpfstoffen. Bekannte Nebenwirkungen der Impfung sind Kopfschmerzen, Übelkeit, Muskel- und Gelenkschmerzen, Schmerzen an der Injektionsstelle sowie Müdigkeit und Unwohlsein. Die Stiko empfiehlt die Impfung ab 12 Jahren, ausgenommen von der Empfehlung sind Schwangere und Stillende. Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) hat Novavax Mitte September in der EU für Erwachsene ab 18 Jahren als Booster-Impfstoff zugelassen. Die Auffrischungsimpfung mit Novavax kann unabhängig davon erfolgen, welche Impfstoffe für die Grundimmunisierung verwendet wurden.

Totimpfstoff von Valneva: In Deutschland nicht erhältlich

Die EU-Arzneimittelbehörde EMA hat Ende Juni 2022 den Corona-Impfstoff des französisch-österreichischen Unternehmens Valneva zugelassen, in Deutschland ist er bislang nicht erhältlich. Das Vakzin darf bei Menschen zwischen 18 und 50 Jahren angewendet werden. Der Totimpfstoff enthält für die Immunisierung abgetötete Bestandteile des Coronavirus. Allerdings reicht die Wirkung der abgetöteten Erreger allein nicht aus. Ein Wirkverstärker (Adjuvans) muss beigemengt werden, der künstlich hergestellt wird. In der Regel senken derartige Zusätze aber die Verträglichkeit der Präparate.

Biontech und Moderna: Wie funktionieren die mRNA-Impfstoffe?

Die Impfstoffe von Biontech und Moderna werden gentechnisch hergestellt. Die mRNA (messenger Ribonukleinsäure) ist der "Bauplan" für jedes einzelne Eiweiß des menschlichen Körpers. mRNA-Impfstoffe gegen Corona enthalten den "Bauplan" für nur einen Teil des Virus: das Spike-Protein auf der Außenhülle. Dieses Protein ist nicht infektiös, überträgt die Krankheit also nicht.

Die im Impfstoff enthaltene mRNA baut der Körper in einigen Tagen ab, sie gelangt nicht in das menschliche Erbgut, die DNA. Die Muskelzellen um die Impfstelle vermehren das Spike-Protein. Das Immunsystem des Geimpften erkennt sie als Fremdkörper, aktiviert Abwehrzellen und bildet Antikörper gegen das Spike-Protein des Coronavirus sowie Abwehrzellen. Folgt später eine Infektion, erkennt der Körper das Spike-Protein wieder und bekämpft es.

So wirken Vektor-Impfstoffe

Vektor-Impfstoffe wie die Vakzine von AstraZeneca und Johnson & Johnson beruhen auf einem anderen Prinzip als mRNA-Impfstoffe, aber ebenfalls auf Gentechnik: Ein für den Menschen harmloses Virus, das sich nicht vermehren kann, transportiert das Spike-Protein des Coronavirus. Der Transportstoff - das Vektorvirus - wird im Körper in kurzer Zeit abgebaut. Das Spike-Protein löst den gleichen Prozess aus wie bei den mRNA-Impfstoffen und führt so zu einem Impfschutz.

Körper baut Impfstoffe wieder ab

Sogenannte Langzeitfolgen des Impfens, also Nebenwirkungen, die erst viele Monate oder Jahre nach dem Impfen auftreten, sind bei Impfstoffen nicht bekannt, so das Paul-Ehrlich-Institut. Die meisten Nebenwirkungen treten innerhalb weniger Stunden oder weniger Tage nach einer Impfung auf, in seltenen Fällen nach Wochen oder wenigen Monaten. Die derzeitigen Covid-19-Vakzine seien mittlerweile millionen-, teilweise gar milliardenfach verimpft, ihre Nebenwirkungen - auch die sehr seltenen - inzwischen gut bekannt, so das Institut. Zudem baut sich der Impfstoff im Körper bereits nach wenigen Tagen wieder ab, das Immunsystem hat sich aber "gemerkt", gegen welche Zellen es in Zukunft vorgehen muss.

Weltweit sind derzeit mehr als 360 Corona-Impfstoffe in Entwicklung.

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