Amazing grace bedeutung

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Liebe Schwestern und Brüder,
ich möchte heute Morgen in dieser Andacht das Thema „Reformation und eine Welt“ noch einmal aufgreifen. Und ich möchte dazu eine Entwicklung des 18. Jahrhunderts betrachten, die sich Impulsen der Reformation verdankt, Impulsen der Reformation, wie sie die damalige Erweckungsbewegung neu entdeckt hat. Ich möchte so mit Ihnen einen Blick werfen auf die Bewegung zur Abschaffung der Sklaverei. Und das möchte ich tun, indem ich Ihnen die Geschichte von John Newton erzähle, dem Autor des Gospels Amazing Grace - erstaunliche Gnade. Das reformatorische „Allein durch Gnade“ klingt ja schon im Titel dieses Gospels an.


John Newton wurde 1725 in London geboren; er starb 1807 ebenfalls in London. Seine Lebenszeit fiel in die Hochzeit des Sklavenhandels. Sklaverei wurde zu Beginn des 18. Jahrhunderts sowohl im Katholizismus als auch im Protestantismus als eine Gott-gegebene Ordnung verstanden, die Sklavenhalter als die von Gott eingesetzten Herren der Sklaven. In unzähligen Predigten wurde diese Position verbreitet; und biblische Belegstellen ließen sich zu Hauf anführen.
In dieser Zeit wächst John Newton auf und in dieser Zeit entsteht das Gospel Amazing Grace. In der ersten Strophe des Gospels Amazing Grace heißt es ganz knapp:
I once was lost, but now I am found,
Was blind, but now I see.
Einst war ich verloren, aber nun bin ich gefunden; ich war blind, aber jetzt sehe ich.


John Newton beschreibt mit diesen Worten seine ganz persönliche Erfahrung. Im Laufe seine Kindheit und Jugend hatte Newton viele Verlusterfahrungen, Kränkungen und Verletzungen erlebt. Früh verliert er seine Mutter, von seiner Stiefmutter fühlt er sich nicht geliebt; als Jugendlicher wird er von der Kriegsmarine zwangsrekrutiert, wird von Vorgesetzten schikaniert, wie ein Sklave behandelt. Er wird Opfer von Gewalt. Und er wird selbst gewalttätig. Er achtet nicht den Besitz anderer, er vergeht sich an Sklavinnen, er ist streitsüchtig und hochnäsig anderen gegenüber und verdirbt es sich so mit vielen. Ich habe gelesen: Er führte ein zügelloses, ein haltloses Leben.
Im Rückblick sagt er dazu: I once was lost - Einst war ich verloren. Verloren für wen? Ich denke: Verloren für sich selbst, verloren für diese Welt und auch verloren für Gott - ohne Halt eben.


John Newton kommt in eine Krise. In einem Sturm gerät er auf See in Lebensgefahr. Jetzt, wo alles schwankt und er äußerlich und innerlich Halt bräuchte, wird ihm seine verlorene Lage bewusst. Und er erinnert sich an die Geschichten vom gnädigen Gott, die er in seiner Kindheit gehört hat und fleht zu diesem Gott um Rettung. Und die Rettung aus Seenot erlebt er als Gottes Handeln.


Aber offenbar passiert da noch mehr, als dass er einfach glücklich sein Leben retten kann. Offenbar erlebt er diese Rettung aus Seenot wie eine große Heimkehr. Jetzt ist er nicht mehr verloren, sondern gefunden. Offenbar war diese Rettung aus Seenot, wie wenn er ganz tief in seiner Seele eine Stimme gehört hätte, die zu ihm sagt: „Du, John, bist mir wichtig. Du, John, bist mein geliebter Sohn. Dich, John, lasse ich nicht im Stich.“ Erst diese innere Erfahrung führt dazu, dass John Newton fortan von sich sagen kann: I am found - ich bin gefunden. Eine Erfahrung, die vergleichbar ist mit Luthers reformatorische Grunderfahrung: Die sich einstellende Gewissheit, dass Gott auf unserer Seite steht und wir untrennbar mit Gott verbunden sind.


Auf diesem schwankenden Schiff bekehrt sich John Newton zum christlichen Glauben. Aber er sagt hinterher nicht von sich: „Ich habe Gott gefunden“ oder „Ich habe zum Glauben gefunden“ oder „Ich habe den richtigen Weg gefunden“. Er sagt von sich: „Ich bin gefunden worden.“ Er ist nicht der Aktive in dieser Sache gewesen, er ist ihm etwas geschehen. Er hat Gott erfahren als den, der etwas tut, als den nämlich, der unbedingt zu ihm hält und für den er unendlich wertvoll ist - obwohl er selbst gar nicht so lebt, dass er das verdient hätte. Er hat die erstaunliche Gnade Gottes erlebt - amazing grace.
Die Geschichte könnte jetzt zu Ende sein, aber sie ist noch nicht zu Ende.


Denn jetzt beginnt die Gnade, die John Newton erlebt hat, an ihm zu arbeiten. Zunächst lebt John Newton so weiter wie bisher; er arbeitet weiterhin auf Sklavenschiffen, und steigt sogar zum Kapitän auf. Dass er jetzt innerlich Halt gefunden hat, ermöglicht ihm offenbar auch, anders gegenüber anderen aufzutreten und jetzt auch Erfolge zu haben. Aber er braucht noch eine zweite Bekehrung. Er muss entdecken, dass die Gnade, die sein Leben gerettet hat, nicht nur ihm gilt, sondern dass sie allen Menschen gilt. Die zweite Bekehrung beschreibt er so: I was blind, but now I see. Ich war blind, aber jetzt sehe ich.


Wenn ich es recht verstanden habe, dann ist diese zweite Bekehrung nicht auf einen Schlag geschehen wie seine erste Bekehrung, sondern mit der Zeit, Stück für Stück, auch vorangetrieben durch Begegnungen mit anderen Menschen. Die Gnade hat an ihm gearbeitet. Jetzt, wo er sich tief in seinem Innern geliebt und angenommen weiß, wird er sensibler für die Menschen, um ihn herum. Jetzt, wo er sich nicht mehr um sich selbst ängstigt, nicht mehr vor sich selbst wegläuft, wo er mit sich selbst im Frieden ist, weil er mit Gott im Frieden ist, kann er für die Menschen um ihn herum Mitgefühl entwickeln. Und er erkennt nach und nach die Unmenschlichkeit der Sklaverei und wird zu einem ihrer engagiertesten Gegner.


Newton gibt die Seefahrerei auf. Er wird zum anglikanischen Priester ausgebildet; er predigt von der Gnade und gegen die Sklaverei und den Kolonialismus. Er beeinflusst den eine Generation jüngeren William Wilberforce, einen engagierten Unterhausabgeordneten, der sich ebenfalls zum evangelikalen Protestantismus bekehrt hatte. Unterstützt von der englischen Erweckungsbewegung arbeitet Wilberforce mit Kampagnen und Anträgen im Parlament für die Abschaffung der Sklaverei. Nach 18 Jahren mühsamer Arbeit und zig Anträgen beschließt das englische Unterhaus im Frühjahr 1807 ein Gesetz zum Verbot des Handels mit Sklaven. Wenige Monate später stirbt John Newton. Er hat noch miterleben dürfen, wie die erstaunliche Gnade große Früchte getragen hat und eine grundsätzliche Wende in den christlichen Gesellschaften Europas und Amerikas bewirkt hat.
Die Erfahrung der Gnade hat Wirkung gezeigt - und hat auch ein bisheriges Verständnis des Christentums, das über Jahrhunderte fest eingewurzelt war, transformiert und damit auch anschlussfähig gemacht an die philosophische Diskussion um Menschenrechte und Gleichberechtigung – die französische Revolution lag ja erst wenige Jahre zurück.
Ich erzähle Ihnen diese Geschichte heute, am Tag, an dem unsere Synode über die Segnung von Menschen in eingetragener Lebenspartnerschaft abstimmt. Manche Befürworter wie manche Gegner dieser Entscheidung - vor allem außerhalb unserer Synode - sehen darin eine Epochenwende; die einen eine längst überfällige Öffnung unserer kirchlichen Praxis, die anderen den ein Abfall von den biblischen Grundlagen.
Ich möchte die Geschichte des 18. Jahrhunderts nicht einfach parallelisieren mit unserer heutigen Erfahrung. Das geht schon deshalb nicht so leicht, weil die Evangelikalen damals diejenigen waren, welche die kirchliche Tradition umstürzten, und heute eher diejenigen sind, welche die kirchliche Tradition bewahren wollen. Und weder Veränderung der Tradition noch Bewahrung der Tradition sind an sich Zeichen für den rechten oder den falschen Weg.
Ich erzähle die Geschichte, um uns zu etwas mehr Gelassenheit zu verhelfen.
Einerseits lehrt uns dieser Blick in die Geschichte des Protestantismus, dass es immer wieder epochale Veränderungen im Koordinatensystem des Christlichen gegeben hat - die immer heftig umstritten waren und für die Beteiligten heftige Auseinandersetzungen mit sich brachten. Und doch hat das Christentum und der Protestantismus auch darin erlebt, dass Gott seine Kirche führt. Auseinandersetzung und Streit ist also kein Zeichen, dass Gott seine Kirche im Stich lässt, vielleicht mag es sogar ein Zeichen sein, dass Gott an seiner Kirche arbeitet. Die Reformationszeit und die Zeit des Nationalsozialismus wären andere Beispiele dafür.


Und andererseits lehrt uns dieser Blick zurück, dass das Koordinatensystem des Christlichen - also das, was uns als das rechte Bekenntnis gilt - immer wieder neu justiert werden muss. Und dass diese Kirche, weil Gottes Gnade in ihr erfahrbar ist, solche Neujustierungen des Koordinatensystems auch übersteht, ohne unterzugehen. Und manchmal sogar auch braucht. Gott geht mit seiner Kirche, und Reformation kann sich äußern im Bewahren, aber auch im Verändern, kann sich zeigen im Bestehenden und im Neuen.
Weil wir mitten in den Auseinandersetzungen der Gegenwart nicht den souveränen Platz haben, auf dem wir mit Klarheit auf alles zurückschauen und Wahrheit und Irrtum leicht unterschieden können, so wie wir es heute mit Blick auf die Sklaverei aus dem historischen Abstand heraus tun können; weil wir also diesen souveränen Platz nicht haben - und den hatte Luther nicht, den hatte John Newton nicht -, sind und bleiben wir darauf angewiesen, dass Gottes erstaunliche Gnade uns immer wieder findet und uns gewiss macht, dass Gott mit uns geht: dort wo wir recht haben, aber auch dort wo wir irren.


Im Vertrauen darauf, dass Gottes Gnade uns führt können wir mit unserer Einsicht in die Wahrheit, die bei uns allen begrenzt ist, um Argumente und Überzeugungen ringen und können dann auch mutig Entscheidungen treffen. Weil wir darauf vertrauen können, dass Gott in seiner erstaunlichen Gnade seine Kirche nicht im Stich lässt.

  

  • Dr. Matthias Kreplin

    Oberkirchenrat, Leiter des Referats 1 "Verkündigung in Gemeinde und Gesellschaft"

 

Was bedeutet das Lied Amazing Grace?

Amazing Grace verdankt seine Entstehung einem Schlüsselerlebnis seines Autors John Newton, der Kapitän eines Sklavenschiffs war. Nachdem er am 10. Mai 1748 in schwere Seenot geraten und nach Anrufung des Erbarmens Gottes gerettet worden war, behandelte er zunächst die Sklaven menschlicher.

Ist Amazing Grace ein Gospel?

Das Lied "Amazing Grace" ist wohl der bekannteste Gospelsong der Welt. Doch die Geschichte hinter dem Lied kennen nur wenige. Den Text schrieb 1773 ein britischer Sklavenkapitän - John Newton. Die berührende Melodie komponierten unbekannte Schwarze Farmarbeiter*innen.

Wer singt das Original von Amazing Grace?

Vicky LeandrosAuf Wiederseh'n, ihr Freunde mein (Amazin Graze) / Künstlerinnull

Wann spielt man Amazing Grace?

Das Lied wird auch heute noch häufig auf Beerdigungen oder Gedenkveranstaltungen gespielt und gesungen, so etwa 2004 anlässlich der Beisetzung des ehemaligen US-Präsidenten Ronald Reagan und 2015 anlässlich der Gedenkfeier an die Todesopfer des Anschlages in Charleston.