Alexis de tocqueville über die demokratie in amerika

Gleichheit und Ungleichheit

In den Vereinigten Staaten von Amerika fällt dem politisch interessierten Beobachter nichts so sehr auf wie die Gleichheit der gesellschaftlichen Bedingungen. Dies wird besonders deutlich beim Rückblick auf viele Jahrhunderte französischer Geschichte: Seit der frühmittelalterlichen Feudalzeit herrschte der Adel über seine Untertanen, auch wenn sich die Standesunterschiede durch den Aufstieg mancher Bürgerlicher und ein gewisses Ausbluten des Adels nivellierten. In den Vereinigten Staaten hat es eine solche Entwicklung nicht gegeben. Hier waren die Menschen von Anfang an mehr oder weniger gleich. Zumindest waren sie nicht in eine Ständegesellschaft gegliedert. Nach den revolutionären Vorgängen, denen in Europa die bisherige aristokratische Gesellschaftsordnung zum Opfer gefallen ist, ist in Zukunft auch hier, ähnlich wie in Amerika, eine gesellschaftliche Verfasstheit unter dem Primat der Gleichheit zu erwarten.

„Ich halte es für unbezweifelbar, dass wir früher oder später genau wie die Amerikaner zur Gleichheit der gesellschaftlichen Bedingungen kommen werden.“ (S. 30)

Unter den Auswanderern nach Neuengland herrschte eine relativ große wirtschaftliche und soziale Gleichheit. Die Dominanz Einzelner ergab sich aufgrund von Bildung oder besonderer Tugend. Zwar wurden im Süden reiche Plantagenbesitzer tonangebend und übernahmen sogar die Führung der Unabhängigkeitsbewegung, doch bildeten sie keine institutionalisierte, rechtlich privilegierte Schicht wie der Adel in Europa. Das amerikanische Erbrecht sorgte nach der Revolution für eine gewisse Umverteilung der Vermögen. Je weiter man in den Westen kommt, desto egalitärer ist die Gesellschaft. Praktisch alle Amerikaner müssen einen Beruf ausüben. Die meisten haben einen gewissen Elementarunterricht genossen, es gibt jedoch kaum höhere Bildung, weil die Menschen schon in jungen Jahren anfangen zu arbeiten. Bildung und Vermögen sind also überall ziemlich gleich und mittelmäßig.

Die verwirklichte Volkssouveränität

Insofern liegt es nahe, diesen gleichen Bürgern auch gleiche Rechte zu geben. Wenn alle gleich sind, kann entweder nur einer die Macht haben oder alle. So führten die Amerikaner das Prinzip der Volkssouveränität konsequent durch. Grundlage dafür ist das allgemeine Wahlrecht. Dieses bestand in Amerika nicht von Anfang an; zuerst gab es noch einen „Wahlzensus“, der dann durch die amerikanische Revolution abgeschafft wurde. Mit der allgemeinen Wahl der gesetzgebenden Körperschaft nimmt das Volk an der Gesetzgebung teil und mit der Wahl der Beamten an der Exekutive. Man muss allerdings auch feststellen, dass in den USA durch allgemeine Wahlen nicht notwendigerweise die besten Männer in öffentliche Ämter gelangen, sondern oft Scharlatane – jene, denen es am besten gelingt, die Öffentlichkeit für sich zu gewinnen.

Einzelstaaten und Bundesstaat

In der komplizierten amerikanischen Verfassung bestehen Einzelstaaten und deren Union, der Bundesstaat, nebeneinander. Die einzelnen Staaten sind in Grafschaften und diese wiederum in Gemeinden gegliedert. Letztere bilden die entscheidende Institution im Rahmen der politischen Verwaltung. In den mit 2000 bis 3000 Einwohnern überschaubaren Gemeinden Neuenglands beispielsweise ist die Selbstregierung stark und selbstbewusst und von großem Gemeinschaftsgeist getragen. Hier gehen politische Macht und Verantwortung von den Bürgern aus; es ist keine vom Staat übertragene Macht. Auch Rechte werden den Gemeinden nicht, wie in Frankreich, von der Zentralregierung zugeteilt. Die Staatssteuern für den Bund werden in der Gemeinde erhoben und an den Bund weitergeleitet. Die Vereinigten Staaten kennen keine Zentralisierung der Verwaltung, wohl aber eine hochgradige Zentralisierung der Regierung. Wenn beides zusammenfiele, wäre das sehr bedenklich: In einem so großen Land mit so zahlreicher Bevölkerung wäre eine Zentrale nie in der Lage, alle Einzelheiten des Lebens zu erfassen. In Amerika ist der Wille der Einwohner, an den öffentlichen Angelegenheiten teilzunehmen, viel größer als im von Beamten verwalteten Europa. Die Amerikaner neigen dazu, ihre Angelegenheiten selbst in die Hand zu nehmen und sich nicht an die Regierung zu wenden.

Von der Macht der Mehrheit zur Allmacht der Mehrheit

Da in Amerika die Gesetze vom Volk für das Volk gemacht werden, gelten die Amerikaner als überdurchschnittlich gesetzestreu. Zu den Mängeln der Macht der Mehrheit zählen die Unbeständigkeit und die Fülle der Gesetze. Der demokratische Gesetzgeber zeigt großen Eifer, Gesetze zu erlassen, doch diese haben im Fall wechselnder Mehrheiten nicht lange Bestand. Selbst Verfassungen, vor allem solche der Einzelstaaten, unterliegen dauernden Veränderungen.

„Das Volk beherrscht die politische Welt Amerikas wie Gott das Universum. Das Volk ist Anfang und Ende aller Dinge; alles geht vom Volke aus, alles in ihm auf.“ (S. 49)

In Amerika sind der Allmacht der demokratischen Mehrheit kaum institutionelle Grenzen gesetzt. Selbst wenn ein Gesetz der Gerechtigkeit widerspricht oder die Freiheiten Einzelner über Gebühr einschränkt, hat man kaum Mittel in der Hand, sich dagegen zu wehren. Damit soll nicht gesagt werden, dass dies momentan der Fall sei, aber es besteht theoretisch die Gefahr eines Mehrheitsmissbrauchs, der in eine Tyrannei der Mehrheit ausarten könnte, in eine Art legalen Despotismus. Betroffene könnten sich dann kaum an die öffentliche Meinung oder an den Gesetzgeber wenden, denn diese unterstützen die Mehrheit; auch nicht an Gerichte oder die Verwaltung, denn die Richter und Beamten werden von der Mehrheit gewählt.

„Dem Einwohner gilt jedes Anliegen des Landes so viel wie sein eigenes.“ (S. 74)

In den alten Regimen wurden Macht und Willkürherrschaft mit Gewalt durchgesetzt. Eine demokratische Majorität geht anders vor: Sie belässt dem Einzelnen Leben und Freiheit, sogar das Vermögen, schließt ihn aber mit subtilen Mitteln aus der Gemeinschaft aus. Die Mehrheit errichtet eine Diktatur der öffentlichen Meinung. Kritik und Karikatur, mit denen unter den absolutistischsten Regimen Europas die Missstände an den Höfen gegeißelt wurden, verpuffen unter dieser Form der Meinungsdiktatur. Anders als in der Frühzeit der USA sind unter dem nunmehr durchgesetzten demokratischen Regime eine empfindliche Einschränkung der geistigen Freiheit und Unabhängigkeit sowie schmeichlerischer Höflingsgeist erkennbar, jedenfalls bei denjenigen, die eine politische Laufbahn einschlagen wollen. Diese Beobachtung gilt vor allem für die Einzelstaaten, weniger für den Bund.

Beschränkungen der demokratischen Allmacht

Die großflächige Dezentralisation der Verwaltung in Amerika stellt immerhin ein bedeutendes Hindernis für eine etwaige Majoritätstyrannei dar. Auch die Juristen sind ein mächtiges Gegengewicht. Sie sind in der Staatsverwaltung unentbehrlich und bilden durch ihren Korpsgeist und ihre der Tradition verhaftete Denkweise eine Art aristokratische Schicht. Bei Juristen besteht die Tendenz, sich der wohlhabenden und tonangebenden Gesellschaftsschicht anzunähern – das gilt für Europa wie für Amerika. Die Juristen sind in Amerika die einzige gebildete Klasse, der das Volk nicht misstraut. In Amerika ist auch der Gesetzgeber der Verfassung verpflichtet, deswegen können Richter Gesetze als verfassungswidrig verwerfen. Das ist einmalig und gibt den Richtern und vor allem dem Obersten Gerichtshof große politische Macht.

„Der Europäer sieht im öffentlichen Beamten häufig nur die Macht; der Amerikaner erblickt in ihm das Recht.“ (S. 74)

Ferner ist das Geschworenenwesen in Amerika sehr bedeutsam. Jeder Bürger ist als Geschworener wählbar, kann also gewissermaßen zum Richter werden. Ein Urteil zu fällen und Verantwortung dafür zu übernehmen, ist eine hervorragende Schule des Bürgersinns und ein wichtiger Teil der Regierung des Volkes durch das Volk. Insgesamt lässt sich also sagen, dass die Gefahr einer demokratischen Tyrannei in Amerika durch die starke kommunale Selbstverwaltung, die dezentrale Verwaltung und die Macht der Richter und der Geschworenen in Schach gehalten wird.

Die öffentliche Meinung

Gerade unter den Bedingungen einer Demokratie brauchen die Menschen eine gemeinsame Grundlage politischer Überzeugungen. In einer egalitären Gesellschaft sind Menschen weniger bereit, großen Denkern oder weisen Staatsführern zu folgen. Sie vertrauen eher der öffentlichen Meinung, also dem Urteil der Mehrheit, das sie schon fast für die Wahrheit halten. Das geht in Amerika so weit, dass es die Menschen der Notwendigkeit enthebt, sich eine eigene Meinung zu bilden; sie folgen einfach der öffentlichen Meinung. In dieser Tendenz zur Verabsolutierung der öffentlichen Meinung liegt die Gefahr, dass die individuelle Vernunft und die geistige Freiheit erstickt werden.

Individualismus und Gemeinsinn

Die Gleichheit führt dazu, dass die Menschen in Amerika isolierter und ungebundener sind als in einer aristokratisch-feudalen Gesellschaft. Das alle verbindende Band ist erheblich lockerer, und unter den Bedingungen der Gleichheit tritt der Individualismus als neues Phänomen hervor. Individualismus entartet leicht zu Egoismus. Wenn auch noch die Bindung an die Religion gelockert wird, so wird als Ersatz im demokratischen Zeitalter insbesondere eine Leidenschaft geweckt: die Liebe zum Wohlstand.

„In ihren engen Grenzen stellt die den amerikanischen Richtern eingeräumte Befugnis, über die Verfassungswidrigkeit von Gesetzen zu urteilen, eines der mächtigsten Bollwerke dar, die jemals gegen die Tyrannei gesetzgebender Körperschaften errichtet worden sind.“ (S. 87)

Um dem entgegenzuwirken, sind sehr viele Amerikaner auf lokaler Ebene in die Verwaltung und die Arbeit für das Allgemeinwohl eingebunden. Sie erkennen die Notwendigkeit, einander zu unterstützen; dieses Element von Freiheit überwindet den Individualismus. Ähnlich wirken in Amerika die Vereine und Vereinigungen: Bürger schließen sich zusammen, um ein gemeinsames Ziel zu verfolgen – etwa den Bau von Krankenhäusern, Schulen, Gefängnissen – oder einfach nur, um ein gemeinsames Fest zu veranstalten. Sie erwarten dafür keine Hilfe vom Staat und stellen keine entsprechenden Ansprüche an ihn. Auch dieser Zug stärkt die Freiheit. Die Amerikaner haben verstanden, dass sie einen Teil ihrer Sonderinteressen opfern müssen, um das Ganze zu erhalten.

„Ich bin überzeugt, dass sich durchaus täuscht, wer die allgemeine Wahl für eine Garantie guter Wahlen hält. Die allgemeine Wahl hat andere Vorteile, nicht diesen.“ (S. 115)

Wegen der durch die Gleichheit hervorgerufenen Isolation der Menschen kommt ihnen niemand zu Hilfe, wenn sie unterdrückt werden. Es bleibt ihnen dann nur der Appell an die Öffentlichkeit, nämlich mithilfe der Presse. Daher ist die Pressefreiheit in der Demokratie ein kostbares Gut.

Eine Gefahr für die Gleichheit besteht in der zunehmend arbeitsteiligen Produktionsweise in der Industrie, die den Arbeiter zum Handlanger herabwürdigt und verarmen lässt und den Unternehmer reich macht. Sollte sich aus den Unternehmern und Reichen eine neue Aristokratie bilden, so würde dies wegen der daraus resultierenden Ungleichheit die Demokratie gefährden.

Ein Blick in die Zukunft

In Europa ist das Ansehen der Monarchien, die bisweilen despotische Züge trugen, durch Revolutionen stark in Mitleidenschaft gezogen. Es wäre eine Illusion zu glauben, man könnte zu den Zuständen des Ancien Régime zurückkehren. Die Entwicklung geht eindeutig in Richtung einer Demokratie wie in Amerika. Manche europäische Nationen sind auf dem Weg schon fortgeschritten. Die europäischen Nationen sind indes geografisch wie wirtschaftlich an den Grenzen ihres Wachstums angekommen. Nur Amerika und Russland haben noch das Potenzial, weiter zu wachsen, und sie werden dies mit unterschiedlichen Mitteln und in unterschiedlichen Systemen auch tun. Deshalb gehört diesen beiden Nationen die Zukunft.

„Die Juristenschaft stellt das einzige aristokratische Element dar, das sich den natürlichen Elementen der Demokratie mühelos, glücklich und dauerhaft verbinden kann.“ (S. 166)

Wenn die allgemeine Entwicklung auch weg vom Absolutismus und hin zur Demokratie geht, so kann man sich gleichwohl eine neue Art von Unterdrückung der demokratischen Völker vorstellen, die einer übermäßigen Vormundschaft gleichkommt: Das Leben aller in der Demokratie isolierten, gleichgestellten und sehr ähnlichen Menschen dreht sich nur noch um kleine Alltagsfreuden, um Familie und persönliche Freunde. Sonst gibt es kein gemeinsames Band, keine gemeinsamen Interessen. Der Staat mutiert zu einer von den Bürgern gewählten Vormundschaftsgewalt. Diese kümmert sich um das Wohlergehen der Bürger, sichert ihren Bedarf, sorgt sogar für Vergnügungen und gewerbliche Unternehmungen. Der Gebrauch des freien Willens wird durch immer einheitlichere Regeln eingeengt und geschwächt. Der Endzustand ist eine milde und friedliche Knechtschaft. Die Menschen lassen sich von dieser Vormundschaftsgewalt freiwillig fesseln, weil sie sie selbst gewählt haben. Aber dieser Willensakt greift zu kurz, sodass die Menschen am Ende die Fähigkeit, selbstständig zu denken und zu handeln, einbüßen.

„Es gibt in den Vereinigten Staaten kaum ein politisches Problem, das nicht früher oder später zu einem rechtlichen Problem wird.“ (S. 171)

Die Zukunft hält für die Demokratie also durchaus Gefahren bereit. Doch die Überzeugung verfestigt sich, dass für das Gedeihen der demokratischen Nationen vor allem deren fester Wille ausschlaggebend ist.

Amerika und Frankreich im 19. Jahrhundert

Dank der Entdeckungsreise von Robert de La Salle besaß Frankreich ab 1682 in Nordamerika ein riesiges Kolonialgebiet östlich und westlich von Mississippi und Missouri und bis hinauf nach Kanada. Es wurde nach dem damals regierenden Sonnenkönig Louisiana benannt. Die Kolonie Louisiana – nicht gleichzusetzen mit dem gleichnamigen Bundesstaat der USA – war so groß wie ganz Europa und umfasste das Gebiet von rund einem Dutzend der heutigen amerikanischen Bundesstaaten, praktisch den ganzen mittleren Westen. Die Franzosen kolonialisierten dieses Gebiet aber nie richtig mit Siedlern. Napoleon verkaufte es 1803 für 15 Millionen Dollar an die USA, im „Louisiana Purchase“, dem größten Gebietsverkauf der Weltgeschichte. Noch bis in die 1830er-Jahre gab es so gut wie keine weißen Siedler in diesem Gebiet. Texas und alles Gebiet westlich davon gehörten noch zu Mexiko, als Teilerbe des spanischen Kolonialreichs. Der Schwerpunkt der USA lag also noch ganz an der amerikanischen Ostküste, in den ehemaligen englischen Kolonien einschließlich der späteren Südstaaten. Mit dem Bau des Eriekanals (Eröffnung 1825) und der ersten Eisenbahnen ab 1826 begann die systematische Erschließung des Westens.

In Frankreich saßen nach der Abdankung Napoleons wieder Bourbonen auf dem Thron, nacheinander zwei Brüder des während der Revolution geköpften Ludwig XVI. Es wurde also versucht, gegen die liberalen und demokratischen Tendenzen das alte Regime wieder einzuführen – wie im übrigen Europa auch. Der ultrareaktionäre und verhasste Karl X. wurde in der Julirevolution 1830 gestürzt. Danach regierte der letzte Bourbone und letzte französische König Louis-Philippe als konstitutioneller Monarch, der einen Eid auf die Verfassung geschworen hatte. Dieser „Bürgerkönig“ wurde wesentlich vom Großbürgertum gestützt. Gemäß dem berühmten Ausspruch eines seiner Minister galt die Parole „Enrichissez-vous!“ („Bereichert euch!“). Frankreich erlebte, nicht zuletzt dank des Eisenbahnbaus, einen Wirtschaftsaufschwung. Die Nöte der Arbeiter wurden ignoriert. Louis-Philippes anfangs liberaler Regierungsstil wurde immer reaktionärer. Die Revolution von 1848 beendete dann auch seine Herrschaft. In Frankreich wurde anschließend die Zweite Republik ausgerufen. Der Napoleon-Neffe Charles Louis Napoléon Bonaparte wurde zum Staatspräsidenten gewählt. Er suspendierte 1851 die Verfassung und proklamierte sich als „Kaiser der Franzosen“. Nach der Niederlage gegen Preußen proklamierte Frankreich die Dritte Republik. Dieses Hin und Her zwischen Reaktion und Revolution war typisch für die instabile Situation in vielen Ländern Europas im 19. Jahrhundert.

Entstehung

Anlässlich einer einjährigen Studienreise 1831 im Auftrag der französischen Regierung verschaffte sich Tocqueville einen guten Überblick über das politische Leben und die Verfassungswirklichkeit in den Vereinigten Staaten. Auf dieser Reise schloss er Bekanntschaft mit dem ehemaligen französischen Statthalter in Louisiana und erhielt so viele Anregungen und soziologisch und demografisch wertvolle Unterlagen vor allem über die Zustände in New Orleans.

Neben den Aufklärern hatte das Werk Montesquieus, des Vaters der Idee der Gewaltenteilung, großen Einfluss auf Tocqueville. Man sagt, er habe dessen Werk auswendig gekannt. Es beeinflusste auch seinen Stil. Eine weitere Hauptquelle wurde für Tocqueville die Lektüre der Federalist Papers, einer für die amerikanische Verfassungsgeschichte wichtigen Sammlung von Zeitungsartikeln von Gründervätern der USA. Darin findet sich bereits der Hinweis auf die Gefahr der Tyrannei einer Mehrheit in der Demokratie. Gleich nach der Veröffentlichung des ersten Bandes 1835 begann Tocqueville mit der Niederschrift des zweiten Bandes, was fünf Jahre in Anspruch nahm.

Wirkungsgeschichte

Tocquevilles Werk begründete die vergleichende Politikwissenschaft und gilt vielen als eines der besten Bücher, das je über die Demokratie und über Amerika geschrieben wurde. Gleich nach seinem Erscheinen wurde die Bedeutung des Werks sowohl in Amerika als auch in Europa erkannt und gewürdigt, es begründete Tocquevilles Weltruhm. Für seine positive Aufnahme und seine Verbreitung in der englischsprachigen Welt sorgte der Vordenker des englischen Liberalismus und Begründer der Nationalökonomie, John Stuart Mill, ein persönlicher Freund von Tocqueville. In Deutschland wies vor allem der Philosoph Wilhelm Dilthey auf Tocquevilles Werk hin. Das Buch hat alle Denker des Liberalismus beeinflusst, in Deutschland insbesondere Georg Simmel und Max Weber, in der Schweiz Jacob Burckhardt und in Frankreich Raymond Aron und François Furet. Heute gilt es als Grundlagenlektüre für Studenten der Politik- und Sozialwissenschaften und ist in Amerika jedem politisch Interessierten bekannt.